TEMPEL-KULTUR (BAGAN) UND BEACH-VERGNÜGEN (NGAPALI)

 

Da isser dahin, der im liebreizenden Myanmar verbrachte Jahresurlaub. Nun sitze ich wieder an dem Flughafen, an dem ich vor 5 Wochen vergeblich auf meinen Rucksack wartete.

 

Irgendwie ging es ganz schön schnell vorbei und doch war es auch intensiv und ich hab viel gesehen. Und bevor mich die Realität einholt und der Flieger im kalten Berlin landet, hab ich nun 24 Stunden, um das Erlebte der letzten beiden Destinationen niederzuschreiben. Hier also mein (etwas wehmütiger) Blick zurück:

Diesmal nahm der Ortswechsel (16.11.) keinen ganzen Tag (bzw. lange Nacht) in Anspruch, in nur 5 Stunden brachte mich der Bus von Mandalay zu meiner letzten Bevor-es-an-den-Strand-geht-Station, und zwar nach BAGAN. Dort erwarteten mich über 3.000 Monumente und damit die weltweit größte Ansammlung von buddhistischen Tempeln, Stupas, Klöstern etc.

 

Im Guesthouse angekommen, wurde ich sowas von herzlich empfangen. Auch nach mittlerweile fast drei in Myanmar verbrachten Wochen schaffen es die Burmesen immer wieder, mich mitten im Herz zu berühren mit ihrer bedingungslosen Freundlichkeit. Während ich also mit allerlei Leckereien bewirtet wurde, kam ich mit Markus ins Gespräch, der mich fragte, ob ich ihn am nächsten Tag begleiten möchte. Er hat einen Guide gebucht, nachdem er es zwei Tage lang ziemlich orientierungslos auf eigene Faust probiert hatte. Perfekt, so ersparte ich mir das Selbststudium über Tempel und Pagoden, um dann wahrscheinlich eh genauso hilf- und ahnungslos zu enden wie er. Ich hab den Reiseführer also direkt wieder weggepackt und mich stattdessen der Erkundung des Ortes Nyaung U gewidmet. Hier waren sie gebündelt, alle Touristen Myanmars, die auf mindestens genauso viele geschäftstüchtige Verkäufer trafen.

 

“Mein” Tag begann mit einem opulenten Frühstück, ich bekam 4 verschiedene Teller mit burmesischen Spezialitäten vorgesetzt. Selbstverständlich jedes Mal mit einem bezaubernden Lächeln, das einen das zunehmende Alter schnell vergessen ließ. Und so setzte ich mich beschwingt und dem neuen Lebensjahr zuversichtlich ins Auge blickend auf den mir für die Tour zugewiesenen Elektroroller.  

 

Tin, unser Guide, liebte es, uns alles ganz genau zu erklären, er kannte alle Zahlen und Fakten und wurde nicht müde, uns diese stetig, gerne auch unter Zuhilfenahme von Zettel und Stift, nahe zu bringen. Ich hab sooo viel gelernt, über Buddhas Geschichte, über die verschiedenen Arten an Monumenten, über die Geschichte Bagans. So bekam ich nochmal einen ganz anderen Zugang zu den Tempeln und vor allem zu den, auf den ersten Blick oft nicht zu erkennenden, kleinen Details. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, mit den Scootern wechselten wir mühelos von Stätte zu Stätte.

 

Eine Schwäche entwickelte ich für die vor jedem Tempel sitzenden Souvenirverkäufer. Sie sind alle so süss in ihrer zum größten Teil noch sehr unbedarften und schüchternen Art, etwas verkaufen zu wollen. Bei einer besonders liebenswürdigen Verkäuferin mit echt guten Deutsch-Vokabeln, die über die Standardfloskeln “alles billig” und “vielleicht später?” hinausgingen, wurde ich dann schwach. Und kaufte ein Bild mit Mönchen drauf… Keine Ahnung, ob ich mir das jemals irgendwo hinhängen werde aber die Freude und Dankbarkeit der Frau war den Kauf allemal wert! Man mag sich gar nicht vorstellen, wie sich das vermutlich verändern wird in den nächsten Jahren, wenn man sich das Gebahren der Verkäufer in den anderen südostasiatischen Ländern anschaut.

 

Abends hab ich mir dann ne Fussmassage (diesmal richtig richtig gut) und danach ein Curry (diesmal richtig richtig lecker) zusammen mit dem einen oder anderen Mojito gegönnt. Gepaart mit all den lieben Wünschen, berührenden Worten und enthusiastischen Gesängen aus der Heimat, war es ein perfekter Tag.

 

Die nächsten beiden Tage erkundete ich die Tempel-Landschaft dann auf eigene Faust und fuhr mit dem Scooter alle vorhandenen Straßen und Sandpisten entlang. Natürlich durften die Sunsets, eingeklemmt zwischen zig anderen Touris auf nem Tempel sitzend, nicht fehlen. Und zur totalen Vollendung kommt man auch um einen Sonnenaufgang - selbstverständlich zwischen zig Touris eingeklemmt auf nen Tempel sitzend - nich herum. Und so stand ich einen Morgen tatsächlich um 5 Uhr auf, setzte mich nach dem Zähneputzen auf'n Roller und kam im völligen Dunkel um halb 6 an einem bereits mit Menschen übersäten Tempel an. Ein Pärchen machte mir aber Platz und so konnte ich mich verzaubern lassen von der alles in ein warmes Licht tauchenden aufgehenden Sonne und den andächtig an uns vorbei schwebenden Heissluftballons.

 

Es gab drei Momente während meines Aufenthaltes in Bagan, die mich ganz besonders (be)rührten:

Zum einen mein Besuch in einem kleinen Tempel, an dem ich zufällig vorbei kam, mich das Singsang des Mönch anzog und ich mich leise dazu setzte, während mehrere ältere Menschen, im Gebet vertieft, auf dem Boden saßen. Das war sehr meditativ. Als sie fertig waren, wies der Mönch auf mich hin und sofort war ich umringt von herzlich-erfreuten Menschen und musste alle möglichen Naschereien (von denen ich nicht alles identifizieren konnte) und mehrere Tassen Tee zu mir nehmen. Dabei wurde ich die ganze Zeit neugierig angeschaut.  

Am selben Tag lief ich mitten in einen bunten Umzug hinein und reihte mich in die fröhlichen Zuschauerreihen am Strassenrand mit ein.

Den dritten ganz besonderen Moment bescherte mir eine Frau, die unbedingt ein Foto mit mir machen wollte. Ich spüre immer noch den warmen Druck ihrer Hand, die mich nich mehr loslassen wollte. Nachdem bisher nur andere von mir Bilder machten, hatte ich nun das erste (und auch letzte) Bild von mir auf meiner Kamera.

 

Ganz ehrlich, nach über drei Wochen Tempel-Watching  - allein in Bagan hab ich in 3 Tagen mehr als 20 Stätten besichtigt - sahen alle irgendwann gleich aus. Zudem war es höchste Zeit, endlich etwas für die Vereinheitlichung meiner Körperfarbe zu tun. Denn während sich auf meinen Armen und dem Gesicht so langsam erste Brauntöne zeigten, sah der Rest eher nach Sommer in Deutschland 2017 aus. 


Alle Zeichen standen somit auf: Straaaaaaaand! Bequem mit dem Flieger ging es nach NGAPALI und ich bezog ein Bungalow 1,5 Minuten vom Strand.

 

Nach dem Ankommen ging´s für mich natürlich sofort rein in den Bikini und rauf auf die Stranddecke. Vor mir lagen neun Tage Lieblingsbeschäftigung: am Strand rumlümmeln und Nixtun - meine Königsdisziplin. Und in der kleinen Bucht war alles, was ich brauchte: ein ruhiges Plätzchen am Strand, ein Restaurant am Strand, eine Massageliege am Strand. Ich war im Paradies. Vor mir rauschte das Meer und mich berauschten die Glücksgefühle!  

 

Und dann, oh weh, war das Wetter am dritten Tag richtig schlecht. Äh, das war jetzt in meinen Vorstellungen von exzessivem Strandleben so gar nicht vorgesehen. Und der Blick auf die Wettervorhersage verhieß nix Gutes. Nachdem der Schock verdaut war, legte ich die Stranddecke beiseite und schnappte mir stattdessen ein klappriges aber seinen Zweck erfüllendes Fahrrad und erkundete die kleinen Fischerdörfer in der Umgebung. Und das Meeresrauschen klingt zum Glück bei jedem Wetter schön. Nach zwei Tagen wurde das Wetter dann Stück für Stück besser und die Stranddecke kam wieder zum Einsatz. Auf der ich dann auch das regelmäßige Meditieren in mein Leben zurück holte.

 

Alle zwei Tage gönnte ich mir eine einstündige FullBodyMassage, ich widerstand der Verlockung, in den Modus “täglich“ zu wechseln, es sollte schließlich etwas besonderes bleiben. ;)

 

Täglich gab es dafür den im Beach-Restaurant genossenen Sonnenuntergang inkl. Myanmar-Bier. Mit der Dämmerung begannen die Fischerboote wie eine vorweihnachtliche Lichterkette in rot und grün zu leuchten.

 

Und so lebte ich in den Tag hinein. Und noch einen. Und noch einen… Und genoss meine selbstgewählte Einsamkeit. Die alle zwei bis drei Tage an- und wieder abreisenden Flirtwilligen hatten keine Chance (und ich weiß ganz genau, welche meiner Mädels jetzt mit den Augen rollen und denken “Bei Betti is echt Hopfen und Malz verloren“ ;) ).

 

Eine Chance bekamen dafür die Trash Heros. Das sind Schüler, die jeden Sonntag den Müll am Strand aufsammeln. Und ich natürlich da nicht einfach auf meiner Stranddecke liegen bleiben konnte, sondern mit anpackte. Und sehr schockiert war von den gesammelten Mengen und der Achtlosigkeit vieler Locals.

 

Und auf einmal war er schon da, der allerletzte Strandtag. Während ich auf der Massageliege lag, bekam ich den kitschigsten Sunset zum Abschied. Kann es es etwas schöneres geben? Glück in seiner Höchstform. Gekrönt mit einem kleinen Abschiedsgeschenk von der Besitzerin für ihre treue Kundin.


Und dann saß ich am Strand, blickte zu den Sternen, hörte den Wellen zu und weinte. Weil der Urlaub nun schon wieder vorbei, die Sehnsucht nach dem Backpacker-Leben aber wieder unerträglich gross war, weil ich mich von so vielen zauberhaften Menschen verabschieden musste und weil ich auch in Myanmar nicht den Ort gefunden hab, der mich zum Aussteigen veranlasst.

 

Zurück in Yangon verbrachte ich den letzten Tag mit einer Massage (zum Abgewöhnen), burmesischen Essen und einem meinen Rucksack füllenden Shoppingbummel. Mit schwerem Gepäck aber zurück gewonnener Leichtigkeit ging es wieder Richtung Heimat. 


In Myanmar gab es landschaftlich nix zu entdecken, was ich nicht schon vorher gesehen hatte. Aber diese Menschen!!!! Ihr hinreißendes Sein, ihr Lächeln, ihrer Herzlichkeit und ihre entzückende Art berührten mich im tiefsten Inneren. Herzerwärmend! Wenn in jedem von uns ein bisschen Burmese stecken würde, wäre unsere Welt definitiv eine bessere! Also, holt Euch ein Stück burmesische Mentalität und bereist Myanmar



BAGAN:




NGAPALI:


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