KAMBODSCHA - LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK

Vom Großstadt-Dschungel Phnom Penh ging es Ende Dezember in den echten Dschungel, und zwar nach KOH KONG. Dies ist ein kleiner Fischerort, der nicht viel zu bieten hat (ausser jeder Menge Müll), sondern vor allem Ausgangspunkt ist für Ausflüge zu den vorgelagerten Inseln und für Dschungeltouren in die Cardamon Mountains. Für uns ging's in die Berge. 

 

Die Tour war eine Kombi aus Bootstour, Trekking und Relaxing am Waterfall. Die Mangroven, die mitten im Wasser wachsen, faszinierten mich total und das Bad im Wasserfall war sehr erfrischend. Das Beste an der Tour war aber unser Guide, er war geschätzte 50 und konnte kein englisch aber schlug sich durch den Dschungel wie ein wendiges Tier. Wir tauften ihn Mogli. Er freute sich die ganze Zeit, wenn er uns etwas zeigen konnte (grosse Spinnen zum Beispiel) und uns den Weg mit seiner Machete frei schlug. Sein Lachen ging uns ans Herz. Ich hab's ja immer noch nicht mit Selfis aber mit Mogli hätt ich gern eins gehabt.

 

Dann war Beachtime angesagt, es ging (für mich zum zweiten Mal) nach SIHANOUKVILLE. Beim ersten Mal war ich mitten im Geschehen, diesmal haben wir uns mit Otres Beach ein deutlich ruhigeres Plätzchen ausgesucht. Wir nächtigten in einem offenen Bungalow am Fluss und verbrachten jeden Tag am Strand. Dabei hatten wir das Glück, immer einen schattigen Lümmelplatz an unserer Lieblingslocation zu finden.

 

Berührt hat uns eine alte Frau, die einen Korb mit schweren Früchten (Ananas, Melonen...) auf ihrem Kopf trug, um diese am Strand zu verkaufen Sie konnte sich kaum auf dem Beinen halten. Wir haben ihr ein paar Früchte abgekauft und sie brauchte dann Hilfe beim Wiederaufstehen. Wieder einmal wurde uns bewusst, wie gut es uns geht, während die alte Frau sich so quälen muss, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen... Stimmt auf jeden Fall nachdenklich.  

 

Unser Silvester war toll, ich hab's ja einige Jahre nicht gefeiert.... Wir waren am Strand mit den ganzen Bars, (be)tranken (uns mit) Cocktails und schauten dann den Locals zu, wie sie voller Eifer Feuerwerk und zahlreiche Kerzen entzündeten. Der Jahreswechsel selbst interessierte sie dabei gar nicht und so waren Janine und ich die einzigen, die sich Punkt 12 in den Armen lagen. Aber das kambodschanische Neujahr wird ja auch erst Mitte April zelebriert. 

 

Am 1. Januar in der Sonne zu liegen und im türkisblauen Meer zu schwimmen hat mich in dem Moment total bewegt. Und wenn ich das so lese und höre, wie Euch allen in Deutschland der Popo abfriert, sollte ich schon jetzt über eine Verlängerung nachdenken - einen lieben Gruss an Sabine an dieser Stelle ;-) ...

 

Am 3.1. hieß es dann Abschied nehmen von Janine, für sie ging's zurück nach Deutschland, für mich weiter nach Kampot. Die gemeinsame Zeit war perfekt und definitiv ein Highlight meiner Reise. Danke Jay für unvergessliche Tage und geteilte Glücks- sowie Nachdenk-Momente! 

 

 

KAMPOT ist ein nettes kleines Städtchen am Fluss und umgeben von Bergen. Es gibt nicht viel anzuschauen aber der Ort ist voll von Cafès, Restaurants, Bäckereien. Also genau richtig, um sich mal ausgiebig Zeit zu nehmen für die Beantwortung von Mails, Recherchen für Vietnam, Visa-Beantragung etc. Ich hab eigentlich die fünf Tage, die ich dort verbrachte, nur gegessen, gelesen, recherchiert, am Fluss gesessen. Zudem hab ich ne Sunset- und Firefly-Bootstour gemacht. Die Natur is atemberaubend schön mit dem breiten Fluss, der grünen Vegetation entlang des Ufers und den Bergen im Hintergrund. Die Glühwürmchen waren jetzt nicht so der Hit, es blinkte wie eine Lichterkette in den Bäumen.

 

Die Beantragung des Visum für Vietnam hat mich ein paar Nerven gekostet. Ursprünglich hatte ich vor, nur die 15 Tage in Vietnam zu verbringen, die man visafrei bekommt. Nach dem Schmökern im Reiseführer wollte ich dann aber doch einen Monat zum Bereisen des Landes haben, ein Visum musste also her. Ich suchte mir in Kampot eine TravelAgency und tat das, was ich eigentlich nie tun wollte: ich gab meinen Passport aus der Hand... ein bisschen mulmig war mir schon aber ich übte mich in Zuversicht, wie sich das gehört für einen Langzeit-Reisenden. Als ich dann drei Tage später wie vereinbart dorthin ging, um alles abzuholen, erwartete mich der WorstCase: das Office gab es nicht mehr. Alles verschlossen, die Schilder abgeschraubt.... Aber die umstehenden TukTukFahrer holten mich ganz schnell aus meiner Schockstarre und meinem beginnenden Kopfkino. Sie telefonieren für mich umher und machten nach ner Weile tatsächlich einen Verantwortlichen für mich ausfindig. Zog sich alles ein wenig aber das Ende vom Lied: mein Passport inkl. Visa befanden sich in Kep, dort wollte ich eh hin. Also ein Schrecken mit HappyEnd und die Kambodschaner rutschen damit auf jeden Fall auf Platz 1 in der Hilfsbereitschafts-Skala!

Leider wurde das Visum zu früh ausgestellt, so dass ich nun nur drei Wochen Zeit in Vietnam hab. 

 

 

Diesen Freitag ging es dann nach Kep, meiner letzten Station in Kambodscha. KEP ist ein kleiner Küstenort mit einem bergigen Nationalpark. Diesen erwanderte ich auf einem gut ausgeschilderten Rundweg und war hin und weg von der schönen Natur und den tollen Ausblicken auf das Meer.

 

 

Was alle vier oben beschriebene Orte gemeinsam haben? 

  1. Grandiose Sonnenuntergänge! Da verwandelt sich selbst ein schmutziges Fischerdorf in eine Traumkulisse.
  2. Iced Coffee with sweet milk, ich bin mittlerweile süchtig danach, auch wenn es direkt auf die Hüfte geht (warum eigentlich immer dorthin und nich ma auf die Oberweite??).
  3. Herzallerliebstes Personal in den Guesthouses. Ich bin immer ein wenig wehmütig, wenn ich in eine Unterkunft und die Leute dort verlassen muss und fühl mich in der nächsten Schlafstätte sofort zu Hause, weil ich so herzlich empfangen werde.

 

Dazu passend abschliessend noch etwas zum Thema Kambodschaner: man wird ja ständig gewarnt vor Betrügereien, Über-Den-Tisch-Ziehen und Diebstähle. Ich kann das so gar nicht bestätigen, ganz im Gegenteil, die Menschen hier sind sooooo freundlich und hilfsbereit! Dafür wurde ich von einem Westler übers Ohr gehauen, ich kaufte bei ihm Briefmarken und stellte erst später fest, dass er mir deutlich mehr als den Wert der Marken berechnet. 

Ich weiss, ich hab schon so über die Thailänder geschwärmt aber die Kambodschaner liebe ich auch

 

 

Heute mache ich mich mit Abschiedsschmerz aber auch mit Spannung und Neugierde auf den Weg nach Vietnam

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Claudi (Sonntag, 10 Januar 2016 08:42)

    Wie schön das alles zu lesen Betti! Puh, aber Schwein gehabt mit dem Passport... Mich berührt der Text grad echt, weil er mich in meine Zeit in Kambodscha zurückversetzt hat - und ich absolut bei dir bin: Kambodschaner sind wundervolle Menschen, und ihre Power, ihr Lachen und ihre Freundlichkeit hat mich genauso fasziniert wie dich... Da können wir Deutschen ne Menge von lernen ;)

  • #2

    Nina (Sonntag, 10 Januar 2016 10:22)

    Die Menschen haben mich dort auch sehr berührt (kaum vorstellbar von einem Volk was so viel Leid erlitten hat).
    Ich bin gespannt auf deinen Bericht aus Vietnam. Da war ich ja noch nicht... ;)
    Weiterhin eine tolle Zeit - aus dem nicht mehr ganz so kalten Berlin. LG

  • #3

    Sabine (Sonntag, 10 Januar 2016 21:21)

    Liebe Bettina, Deine Berichte und Fotos sind beeindruckend, wunderschön und machen Fernweh. ABER...eine Verlängerung gibt es nicht;-)