EIN MONAT IN VALENCIA - CITYLIFE UND BEACHVERGNÜGEN

Nachdem vier Wochen Sesshaftigkeit fast schon wieder vorbei sind, hier nun einige Zeilen. Und Bilder.


Mit dem Zug ging es Ende Mai fix und bequem von Madrid nach VALENCIA. Ich war sehr gespannt auf den Ort, in dem ich eine gefühlte Ewigkeit verbringen würde.

 

Der Kiez Rusafa, wo sich die WG befindet, hat mir sofort gefallen und so ein eigenes Zimmer mit ganz viel Platz zum Ausbreiten is genial. Ich hab direkt meine Rucksäcke ausgepackt und alles schön ordentlich in den Schrank sortiert. Woran man sich auf einmal so erfreuen kann. Ich hätt am liebsten auch sofort den Kühlschrank mit allerlei Sachen befüllt aber da mein Ankunftstag ein Sonntag war, musste ich mich diesbzgl. noch gedulden.


Die ersten Tage war mir abends ganz schön kalt und ich lag mit dicker Wolldecke im Bett, während meine Mitbewohnerin das Fehlen einer Klimaanlage beklagte.

 

Für die erste Woche hatte ich einen Spanischkurs in einer Sprachschule gebucht. Da ich die einzige auf dem Level war, bekam ich Einzelunterricht und das war das Beste, was mir passieren konnte. Denn nach und nach kamen meine vor 13 Jahren (oh man, is das schon lange her) in Malaga erworbenen Spanischkenntnisse zurück und ich konnte mit meiner Lehrerin Jen ganz gezielt bestimmte Sachen auffrischen. Perfecto!

 

Die Nachmittage nutzte ich für ausgiebige Grosseinkäufe im Supermarkt, Strandbesuche, Kiezspaziergänge, lümmeln im kilometerlangen Park (ein trockengelegtes Flussbett) und Hausaufgaben...

 

Nach 5 Tagen Schule war ich dann aber auch echt wochenendreif, ich war ziemlich kaputt. Wie ich auf Facebook schon schrieb, behagt mir das normale, geregelte Alltags-Leben noch so gar nicht.

 

 

In der zweiten Woche merkte ich dann, dass ich Hummeln im Po hab. Das irritierte mich, denn vorab freute ich mich total darauf, ein wenig sesshaft zu sein. Aber nun hatte ich Bock, wieder meinen Rucksack zu packen und weiterzuziehen. Das war eben der Modus in den letzten sieben Monaten, nach ein paar Tagen oder spätestens einer Woche zum nächsten Ort zu reisen.

 

Zudem war alles so extrem teuer im Vergleich zu Asien und ich nutzte das kulinarische Angebot nicht so, wie ich es mir vorab in Gedanken ausgemalt hatte. Anfangs war es auch ein Problem für mich, dass die Leute auf einmal nicht mehr zurück lächeln, sondern im Gegenteil, meist schnell wegschauen oder einem manchmal fast ängstlich entgegen gucken. Ausserdem war ich zeitweise etwas unentspannt. Vermutlich der Nähe zu Deutschland geschuldet, hab ich viel nachgedacht über das, was mich nach Ende der Reise erwartet und was ich eigentlich genau will...

 

Ich brauchte ein paar Tage, um mich wieder zu aklimatisieren aber - sonniges Strandleben sei dank - konnte ich mich dann doch auch wieder treiben lassen und entspannen.

 

 

Die dritte Woche verbrachte ich gemeinsam mit meiner Freundin Dajana aus Hamburg. Das war eine rundum gelungene Urlaubswoche. Frühstücken in der Sonne oder ausgiebig in "meiner" Wohnung, ganz viel Strand, Sightseeing, Shopping (ich hab nur zugeguckt), Cafe con leche on mas, Churros con Chocolate, Tapas ohne Ende, Paella und eine Offenbarung für uns beide: Horchata, köstliche Erdmandelmilch.

 

Und ich würde jetzt auch gerne schreiben, dass wir geiles PublicViewing gemeinsam mit leidenschaftlichen Spaniern erlebten. Aber wie das immer so ist mit Erwartungen, das war mehr als enttäuschend. In Valencia interessiert sich keine Sau für die EM. Für das Spanien-Spiel war es nicht einfach, eine Kneipe zu finden, in der das Spiel gezeigt wird und die vom Publikum her gleichzeitig Stimmung verspricht. Wir fanden dann tatsächlich eine, in der ein paar Mädels mit spanischen Flaggen im Gesicht und Klatschstangen saßen aber es stellte sich schnell raus, dass das Deutsche waren. Die Atmosphäre war auch nich so berauschend, zu hipstermäßig. Wir sind dann in unsere Stammkneipe gezogen, in der wir jeden Abend unseren Tinto de Verano tranken und schon das Deutschland-Spiel geguckt hatten. Wenn schon keine Stimmung, dann wenigstens vertraute Gemütlichkeit

 

 

Anfang dieser Woche bekam ich leider ne Erkältung und lag ein paar Tage im Bett. Dadurch verpasste ich das Fest Noche de San Juan (Mittsommernachtsfest), welches jedes Jahr mit der ganzen Familie am 23.6. mit viel Feuer und Essen am Strand gefeiert wird und bei dem alle Punkt Mitternacht ins Wasser gehen, um über 7 Wellen zu hüpfen. Das soll Glück bringen und sieht bestimmt lustig aus, wenn die Massen im Wasser umher springen. Vielleicht ein anderes Mal. 

 

Als es mit wieder etwas besser ging, genoss ich dann nochmal die Sonne am Strand sowie im Park und fing außerdem an, mich auf die Weiterreise vorzubereiten. Ich putzte meine müffelnden Rucksäcke, kaufte neuen Kosmetikkram, nähte ein paar kaputte Sachen etc. Die Aufregung steigt. 

 

 

Valenica ist wirklich grossartig und bringt einen auf dumme Gedanken. Wenn meine Familie und Freunde nicht zu weit weg wären, könnte ich mir tatsächlich vorstellen hier zu leben, denn es wäre DIE Lösung für mein momentanes Dilemma, dass ich zwar Stadtmensch bin aber mich immer mehr nach Ruhe und Natur sehne. Diese Kombi aus entspannter kreativer Stadt, Sonne und schönem grossen Strand ist einfach perfekt. Und auch im Winter wird es nicht arschkalt. Die Valencianos, mit denen ich gesprochen hab, sind alle sehr stolz auf ihre Stadt und happy, hier zu leben.

 

Auf jeden Fall eine Reiseempfehlung für Euren nächsten Citytrip!

 

 

Die Entscheidung darüber, wie es nun nach Spanien weitergeht, war ein etwas längerer Prozess. Schon in Sri Lanka hatte ich meine Pläne ständig über den Haufen geschmissen, nachdem ich realisierte, dass der ursprüngliche Plan, nämlich in Chile anzufangen und dann durch die verschiedenen Länder nach Kolumbien zu reisen, mir nach einem Blick auf die Wettervorhersagen gar nicht mehr behagte. Mein Credo war ja, nicht frieren zu müssen während meiner Reise. Der längere Aufenthalt in Spanien war also auch meiner Unschlüssigkeit geschuldet.

 

Ich hab mich dann für Kuba entschieden und nachdem ich diesen Plan ne Weile nicht änderte, mit Recherchieren begonnen und mir für viel Geld ein Visum aus der Ferne organisiert. Beim genaueren Durchstöbern meines teuer erworbenen Reiseführers flüsterte mir mein Bauchgefühl dann aber auf einmal zu, dass Kuba für meine Art des Reisens irgendwie nicht das Richtige ist. Kuba ist ein Land, welches man zu zweit und mit einem Mietwagen bereisen muss. Diese Erkenntnis war hart und als Kopfmensch fiel es mir echt schwer, meinem Bauch die Entscheidung übernehmen zu lassen. Vor allem, weil ich ja schon Geld investiert hatte. Aber nach einem Telefonat mit Janine, die mir bestätigte, dass mich mein Bauchgefühl in den letzten Monaten gut geleitet hat, beschloss ich, auf dieses zu hören. Und nachdem ich die Entscheidung final getroffen hatte, ging es mir gut damit. Danke Bauch, ich füttere Dich ordentlich weiter. ;)

 

Nun fliege ich doch direkt nach Südamerika, fange aber von oben, und zwar in Kolumbien, an. Ab und zu frieren nehme ich nun also doch in Kauf. Ich glaube, Südamerika ist es das wert. Ich hab mich bereits ein wenig zu Kolumbien belesen und sogar schon eine mögliche Route für die ersten Stationen ausgearbeitet, so gut vorbereitet war ich schon lange nicht mehr. 

 

Man liesst natürlich auch viel von der Kriminalität und das macht mir durchaus auch etwas Angst aber die Vorfreude auf Kolumbien überwiegt eindeutig

 

Ich fliege Montag nach Bogota, welches auf über 2.600 Meter Höhe liegt. Es wird also kalt. Und regnerisch. Bin gespannt, wie ich das (v)ertrage. 

 

 


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