3 WOCHEN AN DER KOLUMBIANISCHEN KARIBIKKÜSTE - SANTA MARTA, LOS NARANJOS, PALOMINO, CARTAGENA

Die Fahrt vor drei Wochen mit dem sehr bequemen Nachtbus war ok. Ich war umringt von einer grossen kolumbianischen Familie und fühlte mich wohl. Durch die vielen Kurven und das dolle Hin- und Hergeschaukel fiel es mir dennoch schwer, zu schlafen. Aber gut, schlafen ist eh etwas, das mir generell und auch auf der Reise nicht sonderlich gut gelingt. Da ich noch überhaupt keinen Plan für die Zeit an der Karibikküste hatte, hab ich vier Nächte in SANTA MARTA gebucht, um erst einmal anzukommen und dann in Ruhe Pläne machen zu können. 


Bei der Taxifahrt am frühen Morgen vom Busterminal zum Hostel hab ich das sofort bereut. Santa Marta gefiel mir überhaupt nicht. Alles ist sehr heruntergekommen, überall liegt Müll rum (was mir bisher in Kolumbien noch nicht aufgefallen war) und es gibt viele Menschen, denen man ansieht, dass es ihnen nicht besonders gut geht (so gehäuft hab ich das bisher an noch keinem Ort meiner Reise wahrgenommen). Aber gut, ich war übermüdet und wollte erst einmal einfach nur zur Unterkunft. Zum Glück hatte ich ein gutes Hostel erwischt, wurde total herzlich von Toni (aus Valencia) und seiner Frau empfangen und durfte direkt morgens um 7:30 Uhr mein Bett beziehen. Ein Traum! 


Nachmittags wollte ich dann zum Strand, endlich wieder Meer! Leider wartete hier die nächste Enttäuschung. Es war so gut wie kein Strand vorhanden und dieser war nicht schön. Aber mit Wasser vor der Nase kann ich es mir eigentlich immer gutgehen lassen. Doch das, wovor man bzgl. Südamerika gewarnt wird, wovon ich aber bisher verschont geblieben bin, traf mich hier mit voller Wucht: mich ständig anquatschende, pfeifende und sonst was für Geräusche machende Typen. Zudem zahlreiche Menschen mit zu viel Alkohol und/oder Drogen intus. So konnte ich es am "Strand" nicht wirklich aushalten. Da hilft auch kein Meeresrauschen mehr. Um es kurz zu machen, ich verbrachte die meiste Zeit gemütlich im Hostel oder in einem der netten Touri-Cafés. Shoppen war ich auch, denn leider ist meine schöne, in Australien erworbene, Sonnenbrille zerbrochen. Nun trag ich Gucci, für 1,50 Euro. ;) Einen Tag feierten wir Tonis Geburtstag mit süsser klebriger Torte und Schnaps. Bereits Nachmittags einen sitzen hatte ich schon lange nicht mehr. Endlich wieder etwas Leichtigkeit fühlen… 


Trotz Reisemüdigkeit, die mich nicht zu grossen Aktivitäten motivierte, raffte ich mich auf und bin für einen Tag nach Minca in die grüne Sierra Nevada gefahren. Durch die Höhe ist es deutlich kühler und angenehmer als in Santa Marta, auf meiner Wanderung zu einem Wasserfall hab ich dennoch geschwitzt wie sonst was. Endlich dort angekommen, stellte ich fest, dass ich meinen Bikini vergessen hatte. Somit wurde nix aus dem erfrischenden Belohnungsbad. In letzter Zeit fällt mir öfter auf, dass ich vergesslicher und nicht mehr so top vorbereitet bin, ich hoffe, dass legt sich wieder... Um zurück zu kommen, musste ich zum ersten Mal lange warten. Die Busse fahren ja erst, wenn sie voll sind. Aufgrund eines starken Regengusses, den es fast jeden Nachmittag gibt, dauerte es über eine Stunde, bis sich genügend Menschen einfanden, um zurück nach Santa Marta zu fahren. 


Für meine nächste Station empfahl mir Toni eine Finca an einem einsamen Strand, direkt neben dem Tayrona Nationalpark, zu dem alle Backpacker fahren und genau deshalb von mir gemieden wurde. Auch wenn die Finca ziemlich teuer ist, klang es genau nach dem, was ich wollte und ich sparte mir zudem das leidige Recherchieren. Also Mail geschrieben und eine Cabaña gebucht. Natürlich auf spanisch, hier spricht so gut wie keiner englisch, auch in den Hostels nicht. Nachdem ich einem anderen Traveller, der gar kein spanisch konnte, mit meinen spartanischen Spanischkenntnissen beim Übersetzen half, nannten mich alle im Hostel nur noch La Traductora. Das tat gut, ich bin nämlich total neidisch auf alle, die so gut spanisch sprechen und hab manchmal das Gefühl, dass alle Backpacker ausser mir die Sprache super beherrschen. 



Nach vier Tagen also auf zur Finca am Strand von LOS NARANJOS. Ich wollte endlich richtiges karibisches Strandfeeling. Der Bus füllte sich diesmal zum Glück schnell, denn ohne Lüftung war es unerträglich heiss. Auf den erlösenden Fahrtwind mussten wir dennoch eine Weile warten, erst einmal ging es im Schritttempo durch die volle Stadt. Unterwegs sah man immer wieder Militär entlang der Strasse. Ansonsten ist es die Polizei, die überall präsent ist, aber meist sind das junge Männer, die mit ihren Bubifaces eher den Beschützerinstinkt in einem wecken. Da ist das stark bewaffnete Militär schon ein anderes Kaliber. Es gibt keine Bushaltestellen, sondern man sagt einfach Bescheid, wenn der Bus stoppen soll. Sehr praktisch, da man somit genau da aussteigen kann, wo man hin will. Der Fahrer kannte zum Glück die Finca und so wurde ich nach etwa einer Stunde Fahrt am Strassenrand rausgelassen. 


Nach einem wunderschönen Weg durchs Grüne kam ich an der Finca an, die direkt am Meer liegt. Jedoch war das Personal nicht besonders gastfreundlich und der Strand auch hier alles andere als karibisch. Das Meer toste mit riesigen Wellen, was das Schwimmen unmöglich macht, wie die rote Fahne am hellbraunen Sandstrand anzeigte. Und natürlich war es wolkig. Karibik hab ich mir irgendwie anders vorgestellt aber vielleicht bin ich nun auch etwas verwöhnt von Asiens weissen Stränden und türkisblauem Wasser. Doch alles ist umgeben von traumhaft schöner Natur und wohltuend abgelegen. Also einfach das Beste draus machen! Ich bin viel am menschenleeren Strand entlang spaziert, hab in meiner Hängematte gechillt und den Surfern zugeguckt (der Vorteil von hohen Wellen). 


In der Nähe gibt es einen Hochstand auf einer Anhöhe. Als ich oben ankam, war ich sowas von geflasht. Ich kann es nicht wirklich beschreiben aber zu sehen, von was für atemberaubender Natur ich umgeben bin, so bergig und grün und ein bisschen dschungelig und auf der anderen Seite das Meer. Da hatte ich echt Tränen in den Augen, weil es so wunderwunderschön war und ein bisschen wie in einer anderen Welt. Ich war dann natürlich jeden Tag auf diesem Hochstand. Und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich das gerne zusammen mit jemandem an meiner Seite erleben möchte. Aber von meinem Tief hab ich ja schon im letzten Blogartikel berichtet, will ich also nicht nochmal ausführen. 


Als wären die Mückenstiche, die mir in Asien so gar nix ausmachten, mich hier aber dolle quälen, nicht schon genug, bekam ich auch noch einen Sonnenbrand. Ich lerne es einfach nicht, dass sich auch bei Wolken, selbst bei fetten Regenwolken, die Sonne in die Haut bruzelt. 



Die vier Fina-Tage gingen viel zu schnell vorbei aber es wartete der nächste Strand. PALOMINO wurde mir von vielen Travellern empfohlen, also hin da. So cool es ist, einfach überall aussteigen zu können, so komisch ist es auch, sich einfach irgendwo an den Strassenrand zu stellen und auf einen Bus zu warten. Doch warten musste ich nur 10 Minuten, ich liebe dieses flexible Reisen. Ich hatte für zwei Nächte ein Bungalow gebucht, welches super Bewertungen hat aber abseits vom Strand ist. Deshalb war ich zuerst etwas skeptisch aber es war traumhaft. Mitten im grünen Nirgendwo, ein bisschen wie am Ende der Welt. Und diese Geräuschkulisse, morgens das Vogel-, abends das Grillen-Konzert. Das war sowas von meins, dass aus den zwei Nächten sechs wurden. Es ist grossartig, wenn man keinen Zeitdruck hat. Oft wird man von den anderen Travellern gefragt, wie lange man den plant, durch Kolumbien zu reisen. Ich sage dann immer, dass ich keine Ahnung hab, da ich gaaanz viel Zeit hab und einfach gucke, wie gut es mir gefällt. Der Neid ist mir dann meistens gewiss. ;) In den Ländern in Asien hatte ich fast immer ein Visum für 30 Tage und musste deshalb ein wenig auf die Zeit achten und wenigstens ein bisschen die Route planen. Mit den 90 Tagen hier kann ich mir nun noch mehr Zeit lassen und finde das extrem grossartig! Da bekommt das Treiben lassen nochmal ne neue Dimension. Mir geht es soooo gut und ich schäme mich für die Luxusprobleme, die mir manchmal schlechte Laune machen. 


Zum Strand war es zu Fuss ne halbe Stunde aber Bewegung tut gut und solange es nicht bergauf geht, kann ich den ganzen Tag laufen. Doch auch hier fand ich keine Karibik-Postkarten-Optik vor, dafür viele Backpacker, Bars am Strand und eine chillige Atmosphäre. Und kilometerlanger Strand, den ich in den Tagen mehrere Male abgelaufen bin. Es war die meiste Zeit wolkig und als doch mal die Sonne rauskam, schimmerte das Meer sogar etwas türkisblau. Ab sofort eine meiner Lieblingsfarben. 


Am dritten Tag überraschte mich an Strand ein heftiger Regen, ich hatte zwar das seit Stunden andauernde Grollen und den immer dunkler werdenden Himmel wahrgenommen aber nachdem es die letzten Tage untypischerweise trocken blieb, ging ich davon aus, dass es vorbei zieht. Tja und dann kam der Regen, und zwar so richtig. Ich war sofort komplett nass und hatte einen halbstündigen Fußmarsch vor mir. Denn die Jungs auf ihren Motorbikes, die einen sonst ständig anquatschen mit “Chica, Taxi?” liessen sich auf einmal nich mehr blicken. Weicheier! Irgendwann kam ein extremer Wind dazu und ich konnte kaum noch etwas sehen. Da erbarmten sich ein paar Locals und machten mir bei einer überdachten Terrasse Platz. Vor lauter Dankbarkeit hab ich hier dann auch was zu Essen bestellt, obwohl ich gar keinen Hunger hatte. Irgendwann hörte es auf und ich nutzte die Gelegenheit, um triefend und frierend nach Hause zu laufen. Nachdem ich am Vormittag noch einiges dafür gegeben hätte, dass der Strom und somit der Ventilator wieder funktioniert, weil es so warm war, sehnte ich mich an diesem Abend ausnahmsweise nach einer heissen Dusche. 


Ansonsten war es die meiste Zeit extrem schwül, ich schwitze den ganzen Tag. Und mein Körper wurde immer mehr malträtiert mit komischen Stichen. Es waren nicht nur Mückenstiche, sondern auch andere. Ich wollte nicht zu viel drüber nachdenken, was mich da alles gestochen haben könnte aber wenn man von Giftspinnen in Berlin liest und in einem offenen Bungalow voll mit spinnenden Mitbewohnern schläft, bekommt man durchaus Kopfkino… 


Nach 6 entspannten und meiner Seele guttuenden Tagen und einem herzlichen Abschied von dem französischen Pärchen, die mich echt verwöhnt haben (frische selbstgebackene Brötchen jeden Morgen, so lecker!) ging es zurück zur Finca in Los Naranjos. Ich wollte nochmal ein paar Tage direkt am Strand verbringen, bevor ich mich dann wieder in den Reise- und Entdeckermodus begebe. 


Die erste Nacht schlummerte ich im Zelt mit dem Meer vor der Nase. Auch wenn es viel zu heiss war im Zelt und die Unterlage, auf der ich schlief, viel zu dünn, fand ich es toll und nahm mir vor, zurück in Deutschland auch mal wieder Zelten zu gehen. Dann kam der Regen, auf ein Zeltdach tropfender Regen ist eines meiner Lieblingsgeräusche. Doch als ich mich diesem Glückmoment völlig hingeben wollte, merkte ich, wie es an meinem Fuss nass wurde und dann tropfte es auch schon mitten auf mein Gesicht. Das Zelt war sowas von undicht, es kam von allen Seiten. Zum Glück hörte der Regen bald auf aber an entspanntes Schlafen war dennoch nicht mehr zu denken. Schließlich hatte ich ja bereits Erfahrung gemacht mit dem sehr ergiebigen karibischen Regen und sah mich schon mitten in der Nacht durchs Zelt schwimmen. Aber es regnete nur hin und wieder ein bisschen und ein kitschig pinker Sonnenaufgang am frühen Morgen entschädigte für den mangelnden Schlaf. Ich war dennoch froh, die anderen Tage in nem Bungalow zu schlafen. 


Ich verbrachte die Tage am Strand, lauschte dem Tosen der zum Teil meterhohen Wellen und versuchte, abzuschalten, nachdem ich die letzten Wochen (viel zu) viel gegrübelt und über die Zukunft nachgedacht hab. Das gelang mir mit jedem Tag besser und ich spüre die wachsende Zuversicht und Leichtigkeit in mir, die mich schon die ganze Zeit durch Asien begleitet hatten. Und somit war ich auch bereit, mich vom Strand zu lösen und weiterzureisen. 



Am Donnerstag ging es mit einer 6stündigen Fahrt in den meistbesuchten Ort Kolumbiens, nach CARTAGENA. Die Stadt liegt am Meer und ist bekannt für ihre schöne koloniale Altstadt, welche Weltkulturerbe und umgeben von einer 13 Kilometer langen Stadtmauer ist. Die Ankunft war regnerisch und es war schon relativ spät aber als ich mich in der näheren Umgebung des Hostels auf die Suche nach etwas zu Essen begab, gefiel mir das, was ich von der Stadt zu sehen bekam, sehr und machte Lust auf mehr. Endlich hab ich wieder so richtig Bock auf Erkundungstouren. 


Am Freitag und Samstag bin ich somit den ganzen Tag durch die trubelige Stadt gelaufen und war begeistert. Es ist eine spannende Mischung aus bunten Häusern, riesigen Hotelanlagen, StreetArt, Luxusboutiquen, unzähligen Souvenierläden... Und trotz, dass es so touristisch ist, ist immer das karibische Flair spürbar, welches mich gefangen nahm. Zwischendrin hatte ich mit der Hitze zu kämpfen und drohte, schlapp zu machen aber ich war so im Entdeckungsfieber, dass es nach einem erfrischenden Eiskaffee oder einem Besuch im Museum (in das es mich weniger wegen der Ausstellungsobjekte, sondern eher wegen der Klimaanlagen trieb) direkt weiter ging. 


Alles spielt sich draussen ab, überall hört man Musik und die Plätze sind belebt mit Einheimischen und Touris. Auf einem dieser Plätze wurden meine positiven Eindrücke abends dann noch gekrönt. Denn Trommler und Tänzer zeigten stundenlang ihr Können. Ich hab Hüften sich noch nie so schnell bewegen sehen. Ich war total euphorisch, zufällig an diesem Ort vorbeigelaufen zu sein und diese pure Leidenschaft erleben zu dürfen. Da ich diese Lebensenergie nicht nur anschauen, sondern auch selbst spüren wollte, buchte ich für den gestrigen Abend eine Salsatour. Ich war total aufgeregt und bewegte innerlich schon meine Hüften. Leider wurde die Tour kurzfristig abgesagt. Ich war total traurig aber es war wohl Wink des Schicksals. Ich hatte schon seit ein paar Tagen mit dem Magen zu tun, bin das allerdings mittlerweile gewohnt. Gestern war es aber besonders extrem, so dass ich, statt auf den Tanzflächen der Salsaclubs abzudancen, einige Male auf Klo saß… Heute ist es besser aber ich lasse es dennoch ganz entspannt angehen. 


Morgen geht es mit dem Flieger (das ist tatsächlich günstiger als die 13stündige Nachtbusfahrt, auf die ich mich gedanklich schon eingestellt hatte) nach Medellin.



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