KAFFEEGENUSS (SALENTO, BUENAVISTA) UND SALSA-LUST (CALI)

Der Abschied vom Hostel-Team in Medellín fiel mir schwer und es kullerten ein paar Tränchen. Meine Stimmung wurde auch während der langen Busfahrt nicht besser. Die war nämlich ziemlich übel und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Da werd ich gleich wieder grün im Gesicht, wenn ich an diese Fahrt zurück denke. Die Strecken in Kolumbien sind ja generell sehr kurvig aber das war hardcore. Stundenlang musste ich mich darauf konzentrieren, mich nich zu übergeben.

Ich versuchte es mit dem normalerweise wirksamen Mittel Schlaf aber durch das ständige Hin- und Her-Geschaukel donnerte mein Kopf gegen das Fenster, sobald ich einnickte. Ich hielt dennoch wacker durch, was man von dem Mädel vor mir leider nicht behaupten konnte, was die Challenge für mich natürlich nich leichter machte. Die Fahrt kam mir noch länger vor als sie sowieso schon war und ich war sehr erleichtert, als wir abends endlich unser Ziel erreichten. 


Schauplatz der kommenden vier Tage war SALENTO, ein kleines belebtes Örtchen in der Kaffeeregion Kolumbiens. Ich checkte schnell ein, ging was essen und dann früh ins Bett. Und, welche Seltenheit, ich hab richtig gut und lange geschlafen


Der erste Tag begann mit einem liebevoll auf dem Balkon servierten Frühstück. Und mit grauen Wolken. Dieses dunkle, regnerische und kühle Wetter begleitete mich die ganzen Tage in Salento. Aber ich gönnte Deutschland die Sonne von ganzem Herzen. Somit verbrachte ich viel Zeit eingekuschelt in meinem Zimmer auf dem Sofa aber schaute mir natürlich auch ein bisschen was an. Salento ist sehr touristisch, hier trifft man viele Backpacker, es gibt zahlreiche Restaurants mit internationaler Küche, hippe Cafés sowie kleine Läden. An den Wochenenden kommen auch viele Kolumbianer her. Ich finde es großartig, dass sie nun, wo Kolumbien endlich sicherer ist, ausgiebig ihr eigenes Land erkunden, selbstverständlich nur, sofern sie das Geld dafür haben. 


Pflicht is der kleine Aufstieg zum Mirador, ein Aussichtspunkt mit, wie sollte es auch anders sein in Kolumbien, fantastischen Ausblicken in die Umgebung. Und es tut mir leid aber es gab wieder viele farbige Fensterrahmen und Türen zu fotografieren. Und, um Euch auch etwas Neues zu bieten, farblich angepasste Stromkästen. Als es wieder anfing zu regnen, suchte ich mir ein gemütliches Café. Ich war schließlich in der Kaffeeregion, also gehört das Kaffeetrinken (und Kuchenessen) zum Touri-Pflichtprogramm.


Am nächsten Tag stand die Erwanderung des Valle de Cocora an, laut Lonely Planet einem der schönsten Wanderwege Kolumbiens. Da ich gelesen hatte, dass es auf dem Weg auch ordentlich bergauf geht, war ich unsicher, ob ich mir dieser Anstrengung wirklich aussetzen soll, aber ein wenig Wandergeist steckt noch in mir und ich machte mich auf. Mit dem Jeep wurden ich und zahlreiche weitere Traveller zum Ausgangspunkt des Rundwanderweges gefahren. Ich bin direkt los, um mich von den anderen abzuseilen. Ich wandere am liebsten alleine, es sei denn, meine Wanderbuddies Dajana oder Jani sind an meiner Seite. 


Zuerst führte der staubige, steinige Weg durch ein idyllisches grünes Tal mit Blick auf die Berge und auf friedlich grasende Kühe. Es hätte auch Bayern sein können. Plötzlich ging es durch einen dschungeligen Wald und es wurde feucht und matschig. Mehrmals musste der sich neben dem Weg schlängelnde Fluss mit Hilfe sehr wackeliger Hängebrücken überquert werden und es wurde immer steiler. Zwischendrin war mir etwas mulmig, weil ich mir nicht sicher war, noch auf dem richtigen Weg zu sein und ich seltsame Geräusche vernahm, aber da ich mich so aufs Erklimmen konzentrieren musste, blieb keine Zeit fürs Panikschieben. Ich kam, mit Pausen natürlich, gut voran und brach wider Erwarten nich zusammen, als ich die Spitze erreichte. Sorry, ich weiss nicht mehr, was ich noch sagen soll, ohne mich ständig zu wiederholen, deshalb mal auf spanisch: es una vista espectaculares y fantástico! Mit diesem Panorama machte ich eine Essenspause und fühlte mich gut. 


Dann ging es für anderthalb Stunden bergab, was nach ner Weile auch anstrengend werden kann. Aber man kam eh um Zwangspausen zwecks Fotosknipsen nicht drum herum, da sich bald der Blick aufs Tal und auf die hohen Wachspalmen, dem Nationalbaum Kolumbiens, eröffnete. Muy impresionante! Es war eine tolle Wanderung, mit genau dem richtigen Level für mich. Zudem blieb in den Stunden der Regen aus, was für ein Glück. Mit dem Jeep ging es dann wieder zurück. Das war nochmal ein wenig abenteuerlich, ich musste mich nämlich hinten auf die Stossstange stellen und mich krampfhaft irgendwie festhalten. Denn der Fahrer nahm natürlich keine Rücksicht auf sein ungesichertes Transportgut und raste in einem selbst Formel1-Fahrer vor Neid erblasen lassenden Tempo durch die Kurven. 


Zurück in der Pension bekam ich leider ne krasse Migräne und an dem Tag ging nix mehr. Keine Ahnung, ob mir nachträglich die Höhe zusetzte. 


Am nächsten Tag fühlte ich mich immer noch schlappi, zudem kam meine Erkältung zurück, kein Wunder bei dem ungemütlichen Wetter. Also hab ich es ruhig angehen lassen, meine beanspruchten Muskel geschont und bin nur zum Essen nach draußen. 



Weiter ging es nach BUENAVISTA. Dieser Ort ist Travellern (noch) völlig unbekannt, er steht nicht mal in meinem Reiseführer. Ein Italiener im Hostel in Medellín hatte mir von dem Städtchen und dem einzigen Hostel dort vorgeschwärmt, also hin da. Eigentlich ist es gar nicht so weit von Salento aber da es keine Direktverbindung gibt, dauerte das Überwinden der 50 Kilometer drei Stunden, also eine kolumbianische Kurzstrecke


Im Hostel angekommen, führte mich Juan, der Owner, erstmal direkt auf die Terrasse und ich war wieder sprachlos. Der Name Panorama-Hostel ist sowas von Programm. Ich erspare Euch an diese Stelle ausnahmsweise mal schwärmerische Details. Und es war wärmer als in Salento, was für eine Wohltat. 


Buenavista hat nur wenige Straßen und ein überschaubares kulinarisches Angebot. Und doch hatte ich hier das beste Essen ganz Kolumbiens! Erst einmal war ich nur für mich. Weder im Ort noch im Hostel waren andere Backpacker. Ich genoss die Ruhe, hab eine kleine Wanderung mit vielen Fotostopps (zur Abwechslung mal bunte Blumen statt Fenster) gemacht und richtig richtig guten Kaffee getrunken. 


Am Abend des zweiten Tages gesellte sich Anika zu mir. Die Wiedersehensfreude war gross und wie sich dass gehört, wurde erstmal ordentlich gequatscht. Die intensiven Gespräche führten wir auch am nächsten Tag fort, wir bewegten uns, außer zum Essengehen, nicht von der Panorama-Terrasse. So herrlich entspannt sollte der Tag eigentlich auch enden. 


Doch dann kam Juan mit der Idee um die Ecke, gemeinsam mit seinem Cousin auszugehen. Es waren ein paar Überredungskünste seitens Anika notwendig aber dann hab ich doch Wimperntusche auf die Augen und Deo unter die Achseln geschmiert und es konnte losgehen. Doch erst einmal mussten wir die Fahrt in die Partytown überleben. Das Auto von Juan ist so groß wie sein vermeintliches Selbstbewusstsein aber gut damit umgehen konnte er nicht und ich musste mich ein paar Mal an Anika festkrallen. Da kam der CubaLibre zum Dinner dann genau richtig. Zum einen, um den Schreck runterzuspülen und zum anderen, um mir Mut anzutrinken. Ich war nämlich ein wenig nervös. In ner Tanzschule Salsa zu tanzen ist das eine aber im echten Leben? Prost


Zum Glück wird mit Alkohol so gar nicht gespart. In den Clubs bestellt man keine gemixten Getränke, sondern bekommt den Schnaps direkt in Flaschen. Wir haben das Geschehen auf der Tanzfläche also erstmal eine ganze Weile nur beobachtet und ich mir weiter Mut angetrunken. Es war total faszinierend zu sehen, wie alle abgehen, da bleibt keiner ruhig stehen, sondern der komplette Laden tanzt ausgelassen. Und wie ALLE ihre Hüften bewegen, sooo sexy!!! Als Musik kam, bei der nicht alle zusammen tanzten, nutzten wir die Gelegenheit und gesellten uns endlich dazu. Im nächsten Club klappte es dann auch direkt mit dem Paartanz. Und mit genügend Rum intus schaffte ich es sogar, mich einigermaßen vom Tanzpartner führen zu lassen. Augen zu und durch den Club schweben. Es war ein cooler Abend und ich will definitiv mehr davon. 


Am nächsten Tag den Rausch ausschlafen war nicht, denn wir hatten einen mehrstündigen Kaffeetrip mit dem passenden Namen WakeUp-Tour gebucht. Ich hab mich zuerst ganz schön durchgequält, der Hangover hatte mich dermaßen im Griff. Da wird mir doch glatt zum zweiten Mal grün im Gesicht beim Schreiben dieses Artikels. ;-) Es wurde dann nach und nach besser und ich begann, die Tour und den vorzüglichen Kaffee zu genießen. Besonders beeindruckend war die sehr authentische Führung auf der Kaffeeplantage von Don Leo, der uns alle Produktionsschritte ausgiebig zeigte. Was für eine mühselige Arbeit, ich werde nun keinen  Jacobs-Kaffee mehr kaufen können. Abends ließen wir den Abend heimelig auf dem Sofa auf der Terrasse mit Tatort ausklingen. 



Dann hieß es, erneut Abschied zu nehmen von Anika. Für mich ging es weiter nach CALI - DIE Salsahochburg. Nach dem vergnüglichen Abend war ich noch mehr angefixt, Salsa zu lernen und buchte Privatsstunden in einer Tanzschule. Salsa ist hier überall spürbar. Es ist der Fokus der Menschen, die hier leben und auch der Fokus der Touris, die nach Cali kommen. Ich hab mir nicht mal die Stadt angeguckt, geschweige denn, Fotos gemacht. Von der Stadt hab ich erst eben was gesehen auf der Fahrt zum Flughafen. Der Salsa in Cali hat einen ganz speziellen Style und gefällt mir besser als der klassische Cuba-Salsa. 


Mein Tanzlehrer Camillo bestätigte mir am ersten Tag immer wieder begeistert, wie schnell ich lernen würde. Is sicherlich auch Masche aber mir hat's trotzdem gefallen. :) Am zweiten Tag hatte ich dann erstmal alles wieder vergessen bzw. kam mit den Schritten durcheinander und konnte die Enttäuschung im Gesicht von Camillo sehen. Ich kam nach ner Weile aber wieder rein und wir tanzten und tanzten. Auch wenn er mich mehrmals daran erinnern musste, dass er der Mann ist und somit den Ton angibt... Gestern klappte es ebenfalls richtig gut. Schwierigkeiten bereiten mir die verschiedenen Drehungen. Und, wie sollte es auch anders sein bei mir, denke ich zu viel während des Tanzen und versuche, schon vorab zu erahnen, welcher Schritt oder welche Drehung als nächstes kommen könnte. Das bringt mich dann meistens aus dem Takt. Schaffte ich es dann doch mal, mich komplett fallen und führen zu lassen, klappte es richtig gut und ich fühlte ich mich teilweise wie eine Salsakönigin.


Das Gelernte musste natürlich in die Praxis umgesetzt werden. Abends ging's somit raus ins echte Salsaleben. Und diesmal hatte ich gar keine Zeit, schüchtern neben der Tanzfläche zu stehen, denn ich wurde direkt zum Tanzen aufgefordert und das ging dann munter so weiter. Manchmal war es eine Katastrophe, manchmal klappte es ganz gut und ich hatte Spaß. Obwohl ich befürchtete, dass keiner meiner Tanzpartner mich ein zweites Mal fragen würde, denn die anderen chicas hatten es alle sowas von drauf, wurde ich zu meiner Überraschung dann doch ab und zu ein zweites Mal aufgefordert. Ganz so schlimm kann es mit mir also nicht gewesen sein und der Unterricht hat sich gelohnt. Und ich fühlte mich schon lange nicht mehr so fit. Ich liebe Salsa! 


Tja, ist nun ein bisschen doof, dass ich mit dem Salsatanzen erst am Ende meines Kolumbienaufenthaltes begonnen hab, was hätte das alles werden können, wenn ich vor 11 Wochen damit angefangen hätte… Nächste Woche findet ein großes Salsafestival statt, welches ich nun als gefühlter Profi natürlich total gerne miterlebt hätte. Doch ich bin bereits (sowas von übermüdet...) auf dem Weg in den Amazonas. Das wird meine letzte Station in Kolumbien, ich bin schon etwas wehmütig




SALENTO:




VALLE DE COCORA:




BUENAVISTA:




CALI:


Sorry, aber sexy Salsa-Moves kriegt man nich auf's Foto. ;)




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