ICH IM AMAZONAS (LETICIA) - CRAZY SHIT!

Trotz festem Entschluss am letzten Abend in Cali, aufgrund von Übermüdung und frühem Flug, rechtzeitig ins Bett zu gehen, ließ ich mich doch vom US-Boy Armin, mit dem ich schon die letzten Abende unterwegs war, dazu überreden, auf ein Bierchen auszugehen. Es blieb nicht bei einem und es waren auch keine Bierchen, sondern Mojito... Dementsprechend fix und fertig machte ich mich vergangenen Freitag auf den Weg nach Leticia.

 

LETICIA liegt am südlichsten Zipfel von Kolumbien, mitten im Amazonasgebiet und ganz nah an Brasilien und Peru. Der Plan war, mich erstmal einen Tag auszuruhen. Ich brauch das in meinem Alter. Aber daraus wurde natürlich nix.

Luisa, die Hostelchefin, überzeugte mich davon, mich der Tour, die direkt am nächsten Morgen starten sollte, anzuschließen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass das gut passen würde, die anderen waren ebenfalls aus Deutschland. Die zwei Jungs aus Bayreuth hatte ich schon am Flughafen kennengelernt und die anderen drei studieren in Bogotá und sprechen somit fließend spanisch, was mich vollends überzeugte. Also versuchte ich ziemlich planlos und hektisch, all das in meinen kleinen Rucksack zu verstauen, was ich für die 3Tage/2Nächte-Tour benötigen könnte, um danach einen kleinen Rundgang durch Leticia zu machen und dann früh ins Bett zu gehen, ich hatte einiges an Schlaf nachzuholen. 


Leider hat das nicht so gut geklappt, warum auch immer und demzufolge energielos und so gar nicht für die Amazonas-Tour gewappnet fühlend, begann um halb 7 der Tag. Direkt nach dem Frühstück, bei dem ich dann auch die anderen drei der Gruppe kennenlernte, ging‘s los. Mit Rucksäcken auf dem Rücken und Gummistiefeln an den Füßen machten sich die 6 Alemanes auf ins Amazonas-Abenteuer


Es ging mit dem Boot auf dem Amazonas (ich auf dem Amazonas, völlig abgefahren!) nach Santa Sofia, einem winzigen Dörfchen. Hier wurden wir von James empfangen, der uns zu unserem Domizil mitten im Urwald führte. Natur pur, es gab nur seine Hütte, in dem er mit seiner Familie lebt, eine weitere für die Touris mit Hammocks sowie ein Klohäuschen. Genau so haben wir uns das vorgestellt. Es ging dann direkt los zu einer mehrstündigen Wanderung durch den Wald mit James und seinem Bruder. Sie schlugen uns teilweise den Weg mit ner Machete frei (Janine, weißt Du noch unser Mogli in Kambodscha?) und gaben uns zig Erklärungen zu den Bäumen, Pflanzen und ihrer Verwendung. Leider demonstrierten sie uns das auch ab und zu, so dass das eine oder andere Gewächs zu leiden hatte, ohne wirklich einer sinnvollen Nutzung zugute zu kommen. Einer der anderen fragte dann auch passend, wie viele Krombacher wir nun wohl trinken müssen, um das, was wir zur Zerstörung beitragen, wieder auszugleichen… Ich war überrascht, wie gut ich alles verstand, ansonsten halfen mir aber auch die anderen weiter. Besonders drollig war das Kräftemessen der drei sportlichen Männer unserer Gruppe, unter anderem in den Disziplinen “sich an einer Liane hochhangeln“ und “einen Baum erklimmen“. 


Kaum waren wir zurück im Reservat, um eine Essenspause einzulegen, kam der Regen. Und der hatte nach 10tägigem Fernbleiben so einiges nachzuholen. Somit fiel die Nachmittags-Wanderung sprichwörtlich ins Wasser und wir machten es uns stattdessen in unseren Hammocks gemütlich. Da es richtig dunkel ist im Dschungel so ohne Strom und somit ohne Licht, war die Taschenlampe nun unser ständiger Begleiter. Diese wurden beim Abendessen durch Kerzen ersetzt, qué romántico! Nach dem Essen gab es eine kurze Regenpause, die genutzt wurde, um auf nächtliche Tiersuche zu gehen. Allerdings ohne mich, denn ich fühlte extreme Müdigkeit, das wollte ich ausnutzen und kuschelte mich in die Hängematte. Und schlieeef! 


Es hatte die ganze Nacht durchgeregnet und alles hatte nun so richtig krassen Regenwald-Look. Nach dem Frühstück hörte der Regen auf, perfecto. Wir fuhren mit dem Boot zur nächsten Station, die Mocagua Comunidad. Dort angekommen, gab es wieder eine kleine Wanderung inkl. Umwege, da in der Nacht einige Bäume umgestürzt waren. Ziel war die Maikuchiga Foundation, wo sich um Affen verschiedener Arten gekümmert wird, die sich aufgrund von Jagd oder Gefangenschaft im schlechten Zustand befinden und wieder aufgepäppelt werden. Auch wenn es mittlerweile illegal ist, werden Affen ab und zu noch gegessen oder als Haustier gehalten. Die kleinen herumtollenden und auf einem umher kletternden Tiere waren solange niedlich, bis sie anfingen, einen anzupullern oder in den Haaren rumzulausen. Nachdem die beiden Bayreuther genügend Selfies im Kasten hatten, wanderten wir zurück. 


Es wartete ein sehr leckeres Essen auf uns (uns ging es ganz schön gut so mitten im Amazonas) und anschließend mussten wir eine Zwangspause einlegen, da es wieder zu regnen begann. Dann schipperten wir weiter auf dem Amazonas und wurden rechts von Kolumbien und links von Peru umrahmt. Crazy! Momentan führt der Fluss für seine Verhältnisse wenig Wasser aber mich hat es dennoch wieder sehr bewegt, an einem so besonderen Fleckchen Erde sein zu dürfen. Die intensive Dankbarkeit für das alles nimmt auch nach 10 Monaten (wo is die Zeit hin?) nicht ab. Untermalt wurde die schöne Szenerie durch die Delfine, die grauen sprangen elegant im Wasser umher, die größeren pinken Delfine waren etwas behäbiger und nicht so gut zu sehen. Und sie sind so schnell, dass es nicht möglich war, sie auf nem Foto festzuhalten. 


Unsere Schlafstätte für diese Nacht befand sich in Puerto Nariño, einem Ökodorf, in dem zum Großteil Indigena leben. Es gibt nur zwei Autos (Müllabfuhr und Krankenwagen), überall stehen Mülleimer und alles ist schön blumig bepflanzt. Da der Dschungel teilweise zu dicht bewachsen ist, erfolgt der Transport von Lebensmitteln und sonstigem Bedarf über den Amazonas. Uns wurde gezeigt, wie weit ins Land und wie hoch das Wasser des Amazonas normalerweise reicht, aber das ging völlig über unsere Vorstellungskraft. Nach dem Abendessen kamen wir an dem einzigen WLAN-Spot des Ortes vorbei. Die anderen holten sofort ihr Handy aus der Tasche. Es gab aber nix zum Matchen bei Tinder im Umkreis… Nach ein wenig Amüsement in Form von Karaokesingen und Billardspielen fielen wir alle müde und selig ins Bettchen. 


Am dritten Tag stiegen wir nach dem Frühstück erneut aufs Boot, um Piranhas zu angeln. Als ich merkte, dass sie die verletzten Fische einfach wieder ins Wasser schmeißen, hatte ich keine Lust mehr und beobachtete die Jungs bei ihrem “Wer fängt den größten”-Spiel. Bissiger als jeder Piranha. ;) 


Nachmittags ging es dann, begleitet von der in Peru untergehenden Sonne, zurück zu Luisa nach Leticia. Hier genossen wir alle eine ausgiebige Dusche, nutzten das WLAN und suchten uns ein Restaurant. Hier gab es Caipis für 2for1, der Abend wurde also wieder etwas länger. Und lustig. 


Ich hatte eine wundervolle Tour mit richtig coolen Leuten, es hat tatsächlich super zusammen gepasst. Ein Mitbringsel der Tour sind neben vielen Eindrücken leider auch zahlreiche Mückenstiche, es half nicht mal das Hardcore-Mückenspray, welches ich mir extra für solche Gebiete aufgehoben hatte. Ein weiteres Mitbringsel waren Magenprobleme. Ich hatte noch zwei ganze Tage in Leticia und wollte eigentlich durch den Ort streunern und eventuell einen Ausflug nach Peru machen aber irgendwas ist meinem Magen nicht bekommen und ich chillte stattdessen im Hostel auf der Hängematte mit dem kürzestem Weg zum Klo. Da einen Engländer ähnliche Probleme plagten, hatte ich wenigstens Gesellschaft beim Schaukeln. Für ein paar Stunden wagte ich mich raus aus der beruhigenden Toiletten-Nähe und fuhr mit den beiden Bayreuthern via TukTuk nach Brasilien. Zack in 5 Minuten waren wir da und wir können nun wahrheitsgemäß behaupten, schon ma in Brazil gewesen zu sein. ;) 


Heute (Donnerstag) flog ich für eine Nacht zurück nach Bogotá und versuche mich schon mal, an die Kälte zu gewöhnen, morgen geht’s nach Ecuador, ins kalte Quito. Ich hab dolle Blues, weil ich Kolumbien nicht verlassen mag. Aber mein 90Tage-Visum läuft bald aus und ich muss ja auch anderen südamerikanischen Ländern ne Chance geben. Dennoch: Colombia ist für mich definitiv numero uno, egal was da noch kommen mag. Die abwechslungsreiche Natur und die spektakulären Landschaften überall sind mehr als außergewöhnlich. Egal wo ich hinkam, ich war immer und immer wieder überwältigt von den atemberaubenden Kulissen. Und nachdem ich die Gedanken, für ein zwei Jahre irgendwo zu leben und zu arbeiten aufgrund von family und potentieller Liebschaft relativ früh auf meiner Reise hab fallen lassen, kommen diese nun wieder hoch… Ich lasse ein großes Stück meines Herzen zurück und der Rest ist gefüllt mit mucho amor colombiano. Ich kann jedem nur empfehlen, dieses einzigartige Land zu bereisen!



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