KONTRAST-METROPOLE (PANAMA CITY), INSEL-PARADIES (SAN BLAS), BERG-LANDSCHAFT (EL VALLE)

Nachdem es das Wetter in Ecuador ab und an nicht ganz so gut mit mir meinte, warf ich meinen Plan, weiter Richtung Chile zu reisen über Bord, suchte mir stattdessen ein Land mit Wärmegarantie und landete somit nach einem 2stündigen Flug am 27. Oktober in Panama

 

In PANAMA CITY angekommen, schlug mir die Hitze auch direkt vielversprechend entgegen. Da es schon dunkel war, gönnte ich mir ein Taxi in die Altstadt und somit die bisher teuerste Airport-Fahrt überhaupt. Und das sollte nicht die einzige Ausgabe mit dem Prädikat “am teuersten“ bleiben. Ich liebe es, nachts durch Großstädte zu fahren und so genoss ich die Fahrt zum Hostel auf dem Highway entlang schillernder Hochhäuser.

 

Ich hatte vier Tage in Panama City eingeplant, um genügend Zeit zu haben, mich zu Panama zu belesen und Orte auszusuchen, die mir spannend genug erscheinen, besucht zu werden. Dabei schnallte ich dann, dass es in Panama zwar warm aber momentan Regenzeit is, ups. Ich hab sofort panisch nach Alternativen recherchiert, für den Fall der Fälle. 

 

Aber erst einmal wollte ich darauf vertrauen, dass der Wettergott es gut mit mir meint, wie bereits die meiste Zeit meiner Reise. Und am ersten Tag wurde mein Vertrauen in die Göttlichkeit auch sowas von belohnt. Die Stadt erstrahlte in einem förmlich nach Fotos schreienden Himmelblau. Ich bin stundenlang durch die Altstadt gelaufen, habe wirklich keine Strasse ausgelassen und war fasziniert und erschrocken zugleich von den Kontrasten zwischen üppigem Luxus und bedrückender Armut. Und fragte mich immer wieder, wie es für die Menschen sein muss, die täglich, um ihre Existenz kämpfend, hart schuften und dabei ständig von diesem übertriebenen Prunk umgeben sind.  

 

Am kommenden Tag war es grau und regnerisch und die Stadt verlor ein wenig von ihrem Glanz, kam aber dennoch nach wie vor imposant daher mit ihrer langen Skyline entlang des Pazifiks. Ach ja, dann war ich ja auch noch am Panama-Kanal, das hätte ich fast vergessen, einfach weil so unspektakulär war aber vielleicht waren wir auch einfach nur an der falschen Stelle. 

 

 

Da ich mit der Anpassung des Bräunungsgrades an meine Reisedauer in Ecuador gescheitert bin, wollte ich den Wettergott weiter herausfordern und einen neuen Versuch wagen. Einmal karibisches Insel-Paradies bitte

 

Schon allein die leuchtenden Augen anderer Traveller, wenn sie von den SAN BLAS ISLANDS schwärmten, weckte in mir die Sehnsucht nach genau diesen Inseln. Zudem war ich dolle neugierig auf die dort lebende indigene Bevölkerung, die Kuna. Vorher traf ich auf meinen Reisen ausschließlich auf Indigena (vor allem in Australien aber auch in Kolumbien), denen es nicht besonders gut geht. Die Kuna dagegen haben sich ihre Autonomie bisher erfolgreich bewahren können. Großartig!!! Sie leben im Territorium Guna Yala (San Blas), welches sich auf über 350 Inseln sowie dem Festland entlang der Karibikküste erstreckt. Die Kuna leben von Tourismus, Fischerei, Kunsthandwerk sowie dem Verkauf der zahlreich auf den Inseln wachsenden coconuts. Jegliche Investoren wurden bisher wirksam abgewiesen, es gibt keinen Massentourismus, was den Inseltraum noch traumhafter macht.

 

Alles also sehr vielversprechend. Erstmal musste aber die Fahrt von der Pazifik- zur Karibikküste überstanden werden. Aus dem riesigen Highway wurde irgendwann ein kurviger dschungeliger Weg und ich brauchte meine Reisetablette, die ich mir eigentlich für die anstehende Bootsfahrt bereitgelegt hatte. Mit dem Boot schipperten wir dann entlang vieler kleiner Palmeninseln. Und dann kam sie immer näher, meine Insel. Fassungslosigkeit, im positiven Sinne, erfasste mich, wie verrückt ist das, dass diese Mini-Insel mitten in der Karibik mein Domizil für die nächsten Tage sein würde. Noch verrückter: Ich war der einzige Gast. 

 

Ich wurde von der Familie, bei der ich meine Hütte hatte und von denen einige zum Glück spanisch sprechen, herzlich empfangen. Die Insel ist so klein (innerhalb von 5 Minuten ist man einmal komplett rum gelaufen), dass mich zuerst Panik überfiel und ich befürchtete, es hier keine 6 Tage so ganz alleine aushalten zu können. Aber das legte sich ganz schnell. Mit dem Meer (und dann auch nicht irgendeines, sondern die Karibik, hallo? Kann mich bitte mal jemand kneifen?) vor der Nase kann ich mich mit so gut wie allem anfreunden. Selbst mit dem Fehlen von fließendem Wasser.

 

Die Insel ist voll von Palmen und man läuft die ganze Zeit barfuss über weichen weißen Sand. Selbst in meiner Hütte hatte ich den sandigen Boden, so schön ursprünglich hatte ich es bisher noch nie. Die Kuna-Frauen tragen immer ihre traditionelle Kleidung, bunte Röcke und Blusen, Schmuck und die Waden sind komplett mit farbenfrohen Perlenketten umwickelt.

 

Das Trinkwasser wird mühsam vom Festland her geschafft. Geduscht wurde mit einer Schüssel, mit deren Hilfe ich das Regenwasser aus einem großen Bottich schöpfte. Das ging erstaunlich gut. Da ich leider nach wie vor keinen Fisch mag, war mein Essen sehr einseitig aber das störte mich nicht, ich hatte mir ein paar Leckerlis vom Festland mitgebracht. Abend gab es ein, zwei, drei… Coconuts, aufgepimpt mit Rum (coco loco). Das Wetter war sehr wechselhaft, es war alles dabei, graue Wolken vs. blauer Himmel, stürmischer Regen vs. schweißtreibender Sonnenschein. Die Zeit verging wie im Flug, ich frönte dem (internetfreien) Müßiggang in seiner vollkommensten Form

 

Am zweiten Tag bekam ich Gesellschaft von einer Holländerin und wir machten zusammen eine Tour zu anderen Inseln, auf denen wir Seesterne und Pelikane zu Gesicht bekamen. Am dritten Tag war ich wieder für mich. Was ich da noch nicht ahnte, es war die Ruhe vor dem Sturm.

 

Denn vom 3. bis 5. November sind in Panama diverse Feiertage und plötzlich machte ein Boot nach dem anderen Halt an “meiner” Insel und spuckte nicht enden wollende Menschenströme aus. Auf einmal war alles trubelig und der weisse Strand bunt gespickt mit zig Sonnenhungrigen. Die Sonne hieß die Neuankömmlinge strahlend willkommen. Ich brauchte erst einmal einen Moment, um mit dieser Komplettumwandlung meiner RobinsonCrusoe-Insel in eine Partyzone zurecht zu kommen. Zum Glück waren ein paar coole Leute dabei, von denen einige noch weniger spanisch sprachen als ich und ich mich stolz als Übersetzer nützlich machen konnte. 

 

Das Essen erfolgte in den folgenden Tagen in Etappen, um die Massen zu bewältigen. Dennoch war alles relativ entspannt. Abends wurde es allerdings etwas lauter mit den ganzen trinkenden Feierwütigen und ausgerechnet dann hatte ich einen besonders intensiven Glücksmoment: lateinamerikanische Musik, Coco Loco, meine Füße tanzend im Sand, über mir ein krasser Sternenhimmel. Perfekt! Unbeschreiblich! Glückstränen!

 

Um diesem Abend endgültig den Stempel “einzigartig und unvergesslich” aufzudrücken,  machte mir der leicht angetrunkene Sohn der Familie ein Liebesgeständnis. Inklusive dem Vorschlag, auf einer eigenen kleinen Insel zu leben und dort ein wenig Tourismus zu betreiben... Crazy shit!!! Glücklicher- oder vielleicht auch bedauerlicherweise je nach Blickwinkel, beruhten die Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit. Dennoch hab ich seitdem ganz viel Kopfkino, Kulisse: ich, eine einsame Palmeninsel, Sonne, glückliche Touristen...

 

Mit einem mich zufriedenstellenden Braunton und unaufhaltbaren Tränen ging es am Samstag aufs Festland, zurück auf die Pazifikseite nach Panama City.

 

 

Im Buch “Oh, wie schön ist Panama“ kommen die Reisenden ja zu der Erkenntnis, dass es zu Hause am Schönsten ist, bei mir passiert irgendwie das Gegenteil. Immer mehr sträubt sich alles, wieder ins alte Leben zurückzukehren… Vielleicht liegt es auch daran, dass die Rückkehr immer näher rückt. Den Heimflug hab ich vor ein paar Tagen gebucht.

 

 

Am Sonntag ging es mir nicht gut, ich quälte mich mit Durchfall, Bauchschmerzen, Kopfweh. Und das Vermissen meiner Insel machte es nicht besser. Aber ich kniff meine Arschbacken zusammen (im wahrsten Sinne des Wortes ;) ) und fuhr nach EL VALLE DE ANTON

 

Der Ort liegt in den Bergen, in einem Vulkan-Krater und ist aufgrund seines angenehmen Klimas ein beliebtes Wochenendziel. Die ganze Fahrt über musste ich mich, außer mit den bereits erwähnten Schmerzen, auch noch mit extrem lauter Reggaeton-Musik (selbst meine Ohropax konnten nix ausrichten gegen diese Lautstärke) und einem furchtbaren Fahrer rumquälen. Nach 3 Stunden war die Folter vorbei.

 

Mit der Bettenanzahl in meinem Dorm im Hostel überbot ich meinen bisherigen Rekord von 20 Betten. Hier waren es 27! Und diese waren zu meinem Leidwesen auch alle belegt. Gott sei dank gab es genügend Lounge-Areas und sehr gutes Internet, so dass ich mich gemütlich ausruhen und dabei die ARD- und ZDF-Mediatheken heiss laufen lassen konnte. Ich bin bei “Soko Leipzig” und “Ein Fall für zwei” nun wieder auf dem aktuellsten Stand. ;)

 

Am Montag ging es mir schon besser, die meisten reisten ab, es regnete und windete unaufhörlich - die idealen Bedingungen, um es mir so richtig gemütlich zu machen und mich weiter zu erholen. Der Wettergott scheint genau zu wissen, was ich brauche, denn am Dienstag herrschte wunderbares Sommerwetter und ich wagte meinen ersten Spaziergang. Nachdem ich bisher nur den Ort entlang der Hauptstrasse in Augenschein genommen und alles bereits als unspektakulär abgehakt hatte, war ich nun überrascht, wie schön die Umgebung ist. Ah, und nun sah ich auch die Berge drumrum und konnte mir das mit dem Krater, in dem wir uns befanden, besser vorstellen. Ich entschloss, länger zu bleiben, um mehr davon entdecken zu können. Meine Wanderung gestern musste ich dann allerdings nach ner Stunde abbrechen,weil mir extrem schwindelig wurde und es so keinen Spass machte, weiterzulaufen. Heute startete ich einen neuen Versuch und lief entlang verschiedenen mehr oder weniger befestigter Wege. Es war total schön aber die Energie reichte leider nicht zum Erklimmen der mich umgebenden Berge. Somit gibt es auch so gut wie keine Fotos aus El Valle. 

 

Zum Glück hatte ich die ersten Tage nicht sonderlich viel Hunger, denn das Essengehen ist extremst teuer und so hatte ich dann hier auch mein bisher teuerstes Abendessen. Aber auch die Preise für Lebensmittel sind unfassbar hoch. Bestimmte Basis-Lebensmittel, wie zB Reis oder Eier, werden mittlerweile vom Staat subventioniert, weil es sich die Leute sonst nicht mehr leisten könnten.

 

 

Morgen fahre ich wieder an die Pazifikküste, in einen kleinen Surferort. Es wird anstrengend, da ich viele Umwege in Kauf nehmen muss. Aber für mein scheinbar nicht mehr zu stillendes Meerweh nehm ich das in Kauf. Hoffentlich bereue ich das morgen nicht, wenn ich auf dem vielbefahrenen Highway stehe und darauf warte, dass mich endlich ein Bus in meine gewünschte Richtung mitnimmt.

 

 

PANAMA CITY: 

 

 

SAN BLAS:

 

 

EL VALLE DE ANTON:

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