AUF DER SUCHE NACH DER SONNE (BOQUETE, ISLAS BOCAS DEL TORO)

In meinem letzten Bericht hab ich Euch ja ganz schön die Ohren vollgeheult wegen dem andauernden Regen und ich hatte mir eigentlich für diesen Artikel vorgenommen, nicht in diesem Jammerton weiterzumachen. Aber das wird mir nicht ganz gelingen. Bitte verzeiht mir dies, es gibt auch ein Happy End. 

Noch in Santa Catalina machte der Regen nämlich ohne Gnade arglos weiter, Tag und Nacht... Den Strand bekam ich somit tagelang nicht zu Gesicht. Und ich lag so oft in der Hängematte, dass mein Hohlkreuz drohte, sich in einen Rundrücken zu verwandeln. Ich lud mir Reggae-Musik (der ich inzwischen aus diversen Gründen zugetan bin) auf mein Handy, schloss die Augen und tauchte in eine sonnigere Welt ab. Ohne Musik hätte ich meinen Optimismus und die in meinem Herzen nach wie vor glühende Sonne sicher gänzlich verloren. Zudem hatte ich den Zimmer- und Leidensgenossen Ralf an meiner Seite und wir versuchten, uns gegenseitig aufzumuntern und jedes Nachlassen des Regens hoffnungsvoll wahrzunehmen, um dann enttäuscht zu werden, weil der Regen nur noch heftiger strömte. Oh, wie schön ist Panama... 

 

Am Freitag (18.11.) nahm ich den teuren Touri-Shuttleservice zu meinem nächsten anvisierten Ziel in Anspruch. So toll ich das Localbus-Fahren finde, bei dem Wetter hat das nix Aufregendes mehr. Der Van brachte mich - selbstverständlich begleitet von einem grauen Grau und viel Regen - nach BOQUETE

 

Boquete liegt im Westen Panamas und trumpft mit Bergen und satten Grüntönen auf. Hab ich zumindest gehört, denn gesehen hab ich nüscht von beidem vor lauter Regen und Nebel. Ja, es schiffte und schiffte. Super, wenn man sich da in einem Wandergebiet befindet und nix mehr passierbar ist, schon gar nicht ohne gute Wanderschuhe. Meine Turnschuhe waren mittlerweile so nass, dass sie drohten, sich in ein Feuchtbiotop zu verwandeln (nun ja, vielleicht kann ich ja auf diese Weise etwas zum Artenschutz beitragen). Denn trocken wurde bei der krassen Luftfeuchtigkeit nix mehr. Kamt Ihr schon mal in den “Genuss“, Euch täglich mit einem Handtuch abzurubbeln, welches nie trocknet? Very special… Hach, und dieser müffelnde Geruch, der einem von Tag zu Tag immer deutlicher von allen Klamotten entgegenströmt. Das einzig wirksame Gegenmittel ist Sonne, also begab ich mich, gemeinsam mit Ralf, weiter auf die Suche. 

 

 

Erneut nahmen wir, aus den oben genannten Gründen, den Shuttle in Anspruch, um einigermaßen trocken zur Inselgruppe BOCAS DEL TORO auf der Karibikseite Panamas zu kommen. Manchmal hat diese rein auf Touris ausgelegte Infrastruktur auch was für sich. Zuerst steuerte ich die Hauptinsel BOCAS TOWN an, um erstmal die Lage und die Stimmung des Wettergottes abzuchecken. Ich hatte ein Hostel direkt am Wasser mit einem tollen Sonnendeck, von dem man direkt ins Meer springen (ich eher plumpsen) kann. Doch, Ihr ahnt es sicherlich schon, wurde daraus erstmal nix, denn es regnete ausgiebig weiter. Allerdings nicht mehr durchgängig, das machte mir Hoffnung. 

 

Diese wurde aber direkt am zweiten Tag auf krasseste Art und Weise zunichte gemacht. Denn Tropensturm Otto, der sich zu einem Hurricane verstärkte, war im Anmarsch. Auf jedem vorhandenen Bildschirm sah man die News, in denen die ganze Zeit Bilder der Verwüstung zu sehen waren, währenddessen wurden in unserem Hostel Sandsäcke aufgeschichtet. Die Mitarbeiter des Hostels wirkten noch relativ entspannt, dennoch waren wir etwas nervös. Die Empfehlung, sich mit ausreichend Trinkwasser einzudecken und ein ab 19 Uhr verhängtes Ausgehverbot waren unserer Unsicherheit nicht grad zuträglich. So langsam habe ich ja jemanden von Euch unter Verdacht, gemeinsame Sache mit dem Wettergott zu machen. Um es mir so richtig zu vermiesen, damit ich auch wirklich nach Hause komme und mich nicht weiter mit meinen Aussteiger-Grübeleien beschäftige. Wer auch immer da seine Finger im Spiel hat, bitte lass das! 

 

Der Abend war dann sehr gesellig und gemütlich und auch in der Nacht blieb es den Umständen entsprechend ruhig. Am nächsten Tag hatte ich leider mit extremen Kopfschmerzen zu kämpfen, so dass ich einem dem Wetter angepassten chilligen Tag im Hostel verbrachte. Allerdings merkte ich, dass sich nach so vielen Zwangs-Faulsein-Tagen langsam eine fiese Trägheit einschlich. Damit kann ich ja gar nich umgehen, das macht mich müde, übellaunig und hat mit Müßiggang nix mehr zu tun. Also aufraffen und Gegenmaßnahmen einleiten

 

Diese erfolgten zum einem mit Yoga, an dem ich immer mehr Gefallen finde. Zum anderen mit intensiver Feierei. Und zwar so richtig, drei Nächte hintereinander… Ohne Drogen! Diese werden hier überall offensiv und offensichtlich vertickt und konsumiert, ich hab auch ohne gut mitgehalten. Und das mit 38! Ja, bin ick ‘n bisschen stolz drauf. ;) 

 

Trotz kurzer Nächte blieb keine Zeit zum Akklimatisieren. Denn, haltet Euch fest: DIE SONNE KAM RAUS!!!! Oh man, tat das gut, alle flippten völlig aus über diese Erlösung. Also kalt duschen, um den Restalkohol wegzuspülen, ein Fahrrad ausleihen und an den ein paar Kilometer entfernten Strand radeln. Ich traute dem Frieden nicht und rechnete jederzeit damit, gleich ganz doll nass zu werden. Aber nix da, ich verbrachte den ganzen Tag am goldsandigen Strand. Yeah! Abends ging’s wieder auf die Tanzfläche für den nächsten Sonnentanz. 

 

 

Dann aber reichte es und ich brauchte es nach den feuchtfröhlichen Nächten etwas ruhiger, also meinem Alter angemessener. Nachdem der zweite Tag in Folge ein sehr sonniger war, wagte ich mich somit auf die nächste Insel des Bocas-Archipel: BASTIMENTOS. Es verschlug mich in ein zufällig entdecktes, neu eröffnetes Hostel mitten im Dschungel mit Pool und einem Pfad directamente a la playa - für mich die Traumkombi! Die Sonne hatte einiges nachzuholen und ich auch. Somit lag ich jeden Tag stundenlang am wunderschönen Strand und war wieder sowas von im Flow. Im Dschungel-Hostel gab es viele Wohlfühlecken und viele Tiere. Hier ein kleiner Auszug meiner tierischen Ansichten: winzige giftige aber voll hübsche Red Frogs, Faultiere, die sich soo lustig in Slow Motion bewegen (jegliche Ähnlichkeiten mit der Verfasserin dieser Zeilen werden vehement bestritten), sich direkt vor unserem Frühstückstisch von Ast zu Ast hangelnden Affen. Und grässliche nervige Sandfliegen überall, denen auch mit dem strongen Nobite nicht beizukommen is. 

 

Für zwei Tage kam Ralf auf “meine“ Insel und es war vorbei mit der Ruhe. Die Happy Hour in seiner Unterkunft direkt am Strand wurde ausgiebigst ausgeschöpft… Für ihn ging es danach weiter nach Costa Rica und ich hatte wieder einen Abschied, mit dem ich echt zu kämpfen hatte und ich somit ein paar Tage in Melancholie und Einsamkeit verbrachte. 

 

Ein Sonnentag folgte auf den nächsten und ich verlängerte meinen Aufenthalt im Paradies immer und immer wieder. Ich hab gemerkt, dass ich momentan nix Neues mehr entdecken möchte. Also warum nicht einfach bleiben, nachdem ich nach wochenlanger Suche endlich meinen Sonnenort gefunden hab. So wurden aus 3 geplanten Nächten mehr als zwei Wochen und ich fühlte mich vom Hostelteam sowas von integriert. :)

 

Zum Ende hin wurde es etwas regnerischer aber das war egal, meine Sonnenakkus waren zu 100% aufgeladen. Da konnten auch der Schimmel ansetzende Rucksack und der Diebstahl meines Lieblings-Shirts der Hochstimmung nichts anhaben. Und das Timing war (mal wieder) perfekt, denn Samstag war Eröffnungsparty (ich hab stundenlang getanzt) und ganz viele neue dorms waren bezugsfertig. Und somit wurde es richtig voll und war so gar nicht mehr paradiesisch. Zeit für mich, die Insel zu verlassen. 

 

Es war genauso, wie ich es mir für den Endspurt gewünscht hatte und ich bin froh, ausgeharrt zu haben und nicht dem Impuls gefolgt zu sein, vor den Wetterkapriolen zu flüchten. Zudem wurde ich ständig durchströmt von intensiven Glücksgefühlen: tanzen zu Elektrobeats auf dem Sonnendeck des Hostels; ins Ohr geflüsterte Komplimente; im karibischen Sand liegen und den Surfern zuschauen; die wiedergewonnene Erkenntnis, wie geil es ist, jeden Abend im Kleidchen draussen sitzen zu können; sich von lateinamerikanischer Musik davontragen lassen... Was für ein Happy End! 

 

 

Nun bin ich erneut in Bocas Town (plötzlich mit einer krass blinkenden Weihnachtsdeko an/in JEDEM Haus, mein persönliches Festival of Lights 2016), um morgen nach Panama City und von dort aus zurück in mein geliebtes Kolumbien zu fliegen. Ich werde ein paar Tage in Medellín in meinem Lieblingshostel verbringen und mich dann ab 20.12. vier Wochen lang erneut einem Karibiktraum hingeben (nein, ich hab noch nicht genug), davon drei mit meinem Lieblings-Reisebuddy Janine. Mitte Januar geht es wieder nach Medellín und von dort aus dann nach Hause…

 

      

Mein Fazit zu Panama:

Die Panamesen können alle englisch. Ich versuchte anfangs, konsequent auf spanisch zu kommunizieren, aber wenn einem dann ständig auf englisch geantwortet wird, gibt man irgendwann auf. Nun gut, mein englisch improven is auch nich verkehrt. Aber denkste. In Panama reisen fast nur Deutsche. Sie sind ja eh überall aber in Panama ist der Anteil an der Gesamtzahl der Traveller gefühlt 90%. Gibts da in Deutschland grad ne gut gemachte Werbekampagne der panamaischen Tourismuszentrale? Somit hab ich also hauptsächlich deutsch gesprochen. Auch eine Art der langsamen Eingewöhnung an zu Hause... Panama ist das teuerstes Land meiner Reise, da aber mittlerweile mein Bedarf an Abenteuern, Snorcheltouren, geführten Ausflügen etc. gedeckt ist und ich eh alles am liebsten auf eigene Faust mache, konnte ich die Kosten im Rahmen halten. San Blas war eines der schönsten und spektakulärsten Fleckchen Erde auf dem ich meine Fußspuren hinterlassen durfte. Das Wetter war ne ganze Weile so richtig besch… aber ich wurde dann sowas von besänftigt.

 

 

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