ALLES BLEIBT ANDERS

Nicht erfüllte Erwartungen haben ja häufig Enttäuschungen zur Folge. Um Euch diese zu ersparen, möchte ich Euch hiermit die Erwartung nehmen, dass ich mich totaaaal verändert hab auf meiner langen Reise. Wenn auch mit akut schmerzendem Fernweh und dem Gefühl, ohne Sonne nicht mehr lebensfähig zu sein, komme ich doch als derselbe Mensch wieder, als der ich vor 14 Monaten meinen Rucksack gepackt und meine Komfortzone verlassen hab, um hinaus in die Welt zu ziehen. 

 

Vielleicht wundert Ihr Euch, warum ich es für nötig halte, explizit darauf hinzuweisen. Aber ich bekam oft den Spruch “Diese Reise wird Dich sooo verändern!” zu hören. Und dem ist definitiv nicht so. Zum Glück, denn ich hab mir auch schon vor meiner Reise ganz gut gefallen und war mit mir im Reinen, wie man so schön sagt.

 

Selbstverständlich haben all die Erlebnisse und Begegnungen der letzten Monate, die guten wie auch die weniger guten, ihre Spuren hinterlassen und Einfluss auf mich genommen.

 

Neu für mich ist zum Beispiel, mehr auf mein Bauchgefühl zu hören. Wer mich gut kennt weiss, dass ich ein ziemlicher Kopfmensch bin. Zwar voller Emotionen aber immer mit aktivem Kopf. Auf der Reise gelang es dem Bauch, sich mehr Gehör zu verschaffen. Ich habe das zugelassen und muss zugeben, dass das Bauchgefühl mich richtig gut durch mein Abenteuer geleitet hat.

 

Vielleicht direkt daraus resultierend, habe ich in den letzten Monaten mehr Zuversicht gewonnen und gebe den Zweifeln nicht mehr zu viel Raum. Ich war Expertin darin, mich schon in ein sorgenvolles und energieraubendes Gedankenkarusell zu begeben, bevor das befürchtete Problem überhaupt eingetreten ist. Doch es lohnt nicht, schon vorab ein Drama aus Dingen zu machen, die vielleicht nie eintreten werden. Außerdem lösen sich manche Sachen sogar ganz von selbst, ohne das ich voreilige und engerieraubende Problemwälzung betreibe. Das versucht meine Schwester Gela, mir seit Jahren begreiflich zu machen. Ich glaub, jetzt hab ich es einigermassen begriffen. Dazu gehört für mich auch, weniger zu hinterfragen und zu grübeln und mehr darauf zu vertrauen, dass alles einen Sinn hat.

 

Am Anfang war ich manchmal ziemlich misstrauisch gegenüber der ungewohnten Freundlichkeit von Einheimischen, hab zum Glück aber schnell realisiert, dass man den ganzen Abzockgeschichten, die man zuhauf im Web zu lesen bekommt, nicht zu viel Beachtung schenken sollte. Die Locals sind meistens wirklich einfach nur unglaublich hilfsbereit. Vorurteile abzubauen, auch gegenüber anderen Travellern, hat mir unvergessliche Begegnungen, gute Gespräche und sogar ein paar neue Freunde beschert. Ich trete den Menschen nun mit mehr Vertrauen und weniger Misstrauen entgegen und möchte das gerne beibehalten. Auch wenn es einem der eine oder andere nicht immer ganz einfach macht.

 

Ganz einfach war es dagegen, über die Monate hinweg immer mehr an Gelassenheit, innerer Ruhe und wohltuender Leichtigkeit zu gewinnen und im Hier und Jetzt zu leben. Aber es ist natürlich eine leichte Übung, süßen Müßiggang zu betreiben sowie ausgeglichener und achtsamer zu sein, wenn man sich mehr als ein Jahr im Urlaubs- und Sonnen-Dauermodus befindet. Ich bin gespannt darauf, wie ich dies im Alltag, der mich gedanklich in den letzten Wochen immer mal wieder eingeholt hat, bewahren kann

 

Fast immer in der Natur zu sein und deren entschleunigende Wirkung zu spüren, lässt wohl kein City-Girl kalt. Wie sich mein immens gewachsenes Bedürfnis nach grünen Ruheoasen auswirkt, wird sich zeigen.

 

Nicht erwartet habe ich dagegen diese intensiven Austeigergedanken, die schon eine ganze Weile in meinem Kopf rumspuken. Stattdessen hatte ich damit gerechnet, dass ich es allerspätestens nach einem Jahr nicht erwarten kann, nach Hause zu kommen und einen Blogartikel mit einer nicht enden wollenden Liste von Dingen, die ich so vermisst hab, schreiben werde. Doch nun stehen auf dieser Liste “nur” Familie und Freunde drauf. Aber da ich die allerbeste Familie und die hinreißensten Freunde hab, gelingt mir hoffentlich der Wiedereinstieg. Um einen dieser Freunde zu zitieren: “Das Leben hält ganz verschiedene Reisen für einen bereit. Das letzte Jahr war eine, jetzt kommt eine neue.” Gucken wa mal, wohin diese mich führen wird… Eure Messages und Mails mit den ganzen Wiedersehensfreude-Bekundungen sind auf jeden Fall Seelenbalsam. Danke!!!

 

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