PUNK IN LEIPSCH

Ich wollte schon immer mal nach Leipzig. Aus irgendeinem Grund ist die Stadt vor Jahren auf meiner imaginären Da-will-ich-ma-hin-Liste gelandet. Und dann bot sich da auf einmal eine Gelegenheit: ein Konzert-Special anlässlich des 20jährigen Jubiläums meiner Lieblings-Liveband Turbostaat ploppte vor ein paar Wochen auf meiner Facebook-Timeline auf und nach einem Blick auf den Kalender (perfekt, Himmelfahrt plus Brückentag) kaufte ich mir spontan ein Ticket. 

Somit ging es am Himmelfahrts-Donnerstag (10.5.) nachmittags mit dem Flixbus günstig und bequem nach Leipzig. Ich hatte mir ein Hostel in Connewitz, dem südlichen Teil von Leipzig, gebucht. Bei der Wahl dieses Domizils war die Nähe zur Konzertlocation maßgeblich und erwies sich dann nicht nur für den nächtlichen Nachhause-Weg als perfekte (Ausgangs-)Lage. Denn die Stadt eignet sich mit ihrer (für einen Berliner) überschaubaren Größe perfekt dafür, zu Fuss erkundet zu werden. Und Ihr wisst ja, ich habe eine Schwäche für Orte, die sich ohne ÖPNV entdecken lassen.

 

Aber zurück zum Konzertabend. Das Conne Island ist ein alternatives (um nicht zu sagen linkes) Kulturzentrum, wo des öfteren coole Bands auftreten und ich deshalb vorher schon ab und zu mit dem Gedanken spielte, dort mal hinzufahren. Nun sollte es endlich soweit sein. Auf dem Weg dorthin legte ich noch einen Bauchfüll-Zwischenstopp ein. Der Tipp von der (natürlich alternativen) Hostelbesitzerin war super, ein kleiner alternativer Outdoor-Imbiss mit sehr leckeren Tacos. Und lokalem Bier. Und sächselnden Gästen. Unglaublich, hier reden wirklich alle, ob Jung, ob alt mit Dialekt. Etwas gewöhnungsbedürftig.

 

Der Stadtteil und auch die Menschen, die viel authentischer wirken als die Möchtegern-Alternativen aus Prenzlberg, erinnerten mich die ganze Zeit an Berlin von vor 15 Jahren.

 

Gestärkt und vorfreudig gings dann zum Conne Island. Wie erwartet, war alles sehr bunt mit Graffitis und alternativ (ich brauch mal ne Alternative für das Wort ;) ). Nach einer unterhaltsamen Vorband kamen dann “meine“ Punkrocker auf die Bühne. Es wurden Liveaufnahmen für ein Jubiläumsalbum gemacht und ich hatte das Gefühl, das ALLE Fans noch enthusiastischer mitsangen als sonst schon bei den Turbostaat-Konzerten. Es war ein Fest und Mitternacht ging's glücklich zurück ins Hostel.


Nach einer eher bescheidenen Nacht stärkte ich mich beim nächstgelegenen Bäcker und dann ging's los auf Leipsch-Erkundungstour.

 

Auf meiner Mir-öfter-den-richtigen-Weg-zeigen-App maps.me hatte ich mir schon im Vorfeld ein paar MustSees markiert. Und beim Schauen nach einer passenden Route fiel mir eine riesige Grünfläche ins Auge, die nicht so weit lag von meiner aktuellen Position. Also hin da. Und ich war überwältigt. Von der Stadtnähe, der Größe, der Ruhe und dem Fluss. Es handelte sich um den Clara-Zetkin-Park, Leipzigs größte Parkanlage, wie ich später las, durchzogen vom Elsterflutbett und der Weissen Elster.

 

Ich wollte gar nicht mehr weg von dieser Oase aber Leipzig wartete ja immer noch darauf, von mir erlaufen zu werden. Also wagte ich mich mittenrein in das trubelige Stadtleben und lief die Sehenswürdigkeiten ab: den Markt, das Altes Rathaus, die Thomaskirche, das Neue Rathaus (beeindruckender als das alte), die Moritzbastei, das Gewandhaus und die Nikolaikirche. Dabei stromerte ich hin und her durch die schönen Altstadt-Gassen.

 

Mein Weltreiselächeln, welches ich mir in Berlin größtenteils wieder abtrainiert hatte, war automatisch wieder da und, oh wunder, hier lächelt man noch zurück.

 

Und dann hatte ich irgendwie alles gesehen und entschied, mir doch noch DIE Sehenswürdigkeiten Leipzigs, das Völkerschlacht-Denkmal, anzuschauen, das ich mir eigentlich für den nächsten Tag aufheben wollte. Ich brauchte ne Laufpause und ließ ich mich von der Tram dorthin bringen. Und ich war total beeindruckt von der Größe des Denkmals, das kommt auf Bildern gar nicht so rüber. Da auf einmal die Sonne hinter den Wolken in ihrer vollen Pracht hervorblickte, entschied ich mich doch gegen die Besichtigung von innen. Stattdessen arbeitete mich von aussen Stufe für Stufe nach oben und genoss den Ausblick. Und die Sonne im Gesicht.

 

Nach dieser Sonnen-Pause im historischen Ambiente war ich wieder fit und spazierte zurück Richtung Connewitz. Dabei kam ich zufällig an einer wunderschönen Kirche vorbei, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Die Peterskirche mutet fast wie eine Kathedrale an. Das ist das schöne am Sichtreibenlassen, man entdeckt oft Schönes und Unerwartetes. 

Ich flanierte dann auf der bekanntesten Straße Leipzigs, der Karli, entlang und suchte mir etwas zu essen. Das hatte ich mir verdient.


Es war ein kurzer aber sehr schöner Aufenthalt. Und auch ohne die (etwas wehmütigen)     Erinnerungen, die Leipzig in mir auslöst bezuglich früherer Berlin-Zeiten, ist es definitiv eine Kurztrip-Empfehlung

 

 

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