DIE VERSCHIEDENEN GESICHTER MALAYSIAS - LANGKAWI, PENANG, DIE CAMERON HIGHLANDS UND IPOH

Nach den traumhaften Insel-Wochen fiel mir der Abschied Ende März von Thailand echt schwer. Aber Malaysia wartete darauf, von mir erkundet zu werden, also los!

Ich konnte mit der Ferry ins neue Land reisen, es dauerte nur knapp drei Stunden (sehr kurzweilig mit dem entsprechenden Entertainment-Programm: erst gab es nen KungFu- und dann noch den Anfang eines Bollywood-Films). In ein neues Land einzureisen ist immer aufregend und besonders aber mittlerweile geht doch auch alles routinierter. Die Immigration verlief schnell und unkompliziert.

 

Mein erstes malaysisches Ziel war die Insel LANGKAWI. Ich erwischte einen netten Taxifahrer, der mich in einem guten Englisch und mit einem Akzent, der mich innerlich zum Schmunzeln brachte, unterhielt und mich zu meiner Unterkunft in Standnähe fuhr (ich war noch nicht bereit für ein strandfreies Leben). Ich freute mich, gleich zu Beginn einen so kommunikativen local erwischt zu haben. Mittlerweile weiss ich, dass die meisten Menschen in Malaysia sehr gesprächig sind. Denn fast alle sprechen englisch und so kann man sich doch ganz anders austauschen mit den Einheimischen und sie sind auch oft sehr interessiert daran. Der Aufhänger für eine Konversation war meist die Hitze, "it is sooo hot today" wurde immer wieder gestöhnt. Es ist wohl momentan heisser als gewöhnlich, die Kids haben sogar schulfrei und der Regen lässt schon zu lange auf sich warten. Und tatsächlich hatte auch ich zu tun mit der Wärme, obwohl es von der Temperatur nicht heisser war als in Thailand. Und so schnaufte ich mit den Malaysiern im Kanon.

Die Strände auf Langkawi sind nicht so schön wie die von mir zuvor besuchten thailändischen aber das war mir bewusst und es ist auch Jammern auf hohem Niveau. Ich war jeden Tag am Strand, hab gefaulenzt, die Menschen beim JetSki- oder BananaBoat-Fahren beobachtet und endlich mal meinen Malaysia-Reiseführer studiert. Also insgesamt ein netter Aufenthalt, wenn da nicht der extreme Gestank nach Müll und Abfluss gewesen wäre. Es war teilweise kaum auszuhalten und ich musste ab und zu die Luft anhalten.


Es war also an der Zeit für eine Luftveränderung und es ging mit der Fähre zu meinem nächsten Ziel, in die Stadt GEORGETOWN auf der Insel Penang. Ich hatte Bedenken, ob ich mich nach so vielen stadtfreien Wochen in einer Stadt noch wohlfühlen kann aber ich bin eben doch ein City-Girl und das tolle Georgetown, welches 2008 zum Weltkulturerbe erklärt wurde, hat mich sofort gefesselt. Es war gut, dass ich an einem Sonntag ankam und der Strassenverkehr im low level floss. Das war die anderen Tage dann deutlich extremer aber ich bereits einigermaßen aklimatisiert.

Ich hab also nicht, wie in den letzten Wochen, Decke, Buch und Bikini geschnappt, sondern mir voller Tatendrang den Daypack auf den Rücken geschnallt und bin durch die Stadt gelaufen. Ausgestattet war ich mit zahlreichen guten und informativen Broschüren und CityMaps - ganz untypisch für Südostasien.

In Georgetown gibt es viele schöne Strassenzüge mit interessanten Kolonial-Bauten. Ein Highlight sind auf jeden Fall die in der ganzen Stadt verteilten StreetArt-Motive (siehe StreetArt-Blogartikel), ich schaute beim Durchqueren der Stadt ständig auf die Häuserwände, um ja kein Bild zu verpassen. Das war allerdings nich so einfach, denn eigentlich muss man den Blick immer nach unten richten, die Gehwege - sofern vorhanden - sind voll mit Stolperstellen und Löchern.

Von der Tourist-Info werden kostenfreie Stadtführungen angeboten, ich hab eine Tour ausprobiert und fand diese dank des lustigen Guides sehr unterhaltsam. Es gibt zudem einen German Heritage Trail, der sich vor allem auf deutsche Handelshäuser in Georgetown bezieht. Kostenfrei ist auch eine Buslinie, die entlang der wichtigsten Sights fährt. Hach, ist das schön für den Backpacker-Geldbeutel.

Da der Himmel die ersten Tage bewölkt war - was super ist für ein sonnenstichfreies Sightseeing aber nicht so optimal für himmelblaue Fotos - bin ich zum ersten Mal auf meiner bisherigen Reise in ein Museum gegangen. Das Penang Museum präsentiert die Geschichte Penangs anhand der bedeutensten Bevölkerungsgruppen. Es war ok, ich aber schon nach ner halben Stunde durch.

Was Georgetown ganz besonders besonders macht, ist das Multikulti und die religiöse Vielfalt. Hier leben Malayen, Chinesen, Inder und viele andere zusammen und sie sind Moslems, Christen, Hindus oder Buddhisten. So besucht man also einen von Räucherstäbchen vernebelten Tempel während der Muezzin nebenan zum Gebet ruft.

In Little India taucht man in eine völlig andere Welt, die gefüllt ist mit exotischen Gerüchen von Gewürzen und Essen, lauter Bollywood-Musik und bunten Klamotten. Da fühlte ich mich meiner Freundin Janine ganz nah, die seit Ende März auf Weltreise ist und momentan durch Indien reist. Sie berichtet über ihre Abenteuer unter missbontour.com. Wir werden ab Anfang Mai Sri Lanka gemeinsam erkunden. :-)

Betört von der spürbaren Vielfalt wurde ich dann leider doch auch ein wenig ernüchtert, als ich mit einem Einheimischen ins Gespräch kam, der sich sehr gut mit der deutschen Politik auskannte (u.a. erwähnte er Dresden und Pegida). Wir landeten schnell beim Thema Rassismus und er erklärte mir, dass das auch in Malaysia existent ist. Jede ethnische Gruppe lebt sehr für sich, vieles wird strikt getrennt, u.a. teilweise die Schulen und auch die Feste finden nur innerhalb der selben religiösen Gemeinschaft statt. Die Vielfalt ist also eher ein Nebeneinander, kein Miteinander.

So sehr mir Georgetown auch gefiel, vermisste ich nach ein paar Tagen doch die Natur. Das Meditieren und TaiChi kam im Stadttrubel zu kurz, zudem hatte ich zum ersten Mal seit langem dolle Kopfschmerzen. Vielleicht bin ich doch kein richtiges City-Girl mehr...


Ich folgte also dem Ruf der Natur und machte mich mit dem Bus (zum ersten Mal wieder nach langer Zeit) auf in die CAMERON HIGHLANDS.

Die Fahrt war total bequem und - Premiere - in einer angenehmen Geschwindigkeit. Je näher wir dem Hochland kamen, um so schöner wurde die bergig-grüne Landschaft. Bedauerlicherweise blieb das nicht so, die Ortschaften sehen furchtbar aus, alles ist zugebaut mit hässlichen Apartment-Anlagen und riesigen Gewächshäusern, man kann die Abholzung überall sehen. Zudem ist alles für die Touris ausgelegt: Bee-, Butterfly- Strawberry-Farms... wohin man schaut. Ich reiste an einem Freitag an und bekam somit gleich die Bestätigung, dass die Cameron Highlands an den Wochenenden von den einheimischen Ausflüglern überrannt werden, wir standen nämlich ne Weile im Stau. Dafür war meine Unterkunft der hammer. Es war eine Wohnung in einer der wenigen schöneren Anlagen mit grandiosem Ausblick ins Grüne - eine Wohlfühloase.

Die Temperaturen waren sehr angenehm, neben meinen Turnschuhen trug ich nun auch mal Leggings und Strickjacke. Und sogar meine Regenjacke kam zum Einsatz, ich hatte die ersten Regenschauer seit 5 Monaten. Was für ein gemütlicher Moment, als ich auf der Couch saß und es draussen prasselte und donnerte. Ich hielt mich viel in "meiner" Wohnung auf, war aber natürlich auch wandern (einmal war es sehr neblig, was mystisch aber zugleich auch ein wenig unheimlich war) und habe eine geführte Tour durch den Mossy Forest sowie zu den Tee-Plantagen mitgemacht.

Als Krönung wurde ich von der Familie, bei der ich wohnte, zu einer indischen Verlobungsfeier mitgenommen (siehe Verlobungsfeier-Blogartikel). Das war der absolute Wahnsinn und wird für immer in meinen Erinnerungen gespeichert sein. 

Ich hätte noch ewig an diesem kühlen grünen Ort bleiben können aber ich raffte mich auf und es ging mit dem Bus weiter, zurück in die Hitze und das Stadtleben.


IPOH ist die viertgrösste Stadt Malaysias und von den über 700.000 Einwohnern sind 70 % Chinesen. Somit erhoffte ich mir ein spannendes Chinatown-Flair aber der Ort war für mich der totale Reinfall

Es hat mir so gar nicht gefallen und ich hab mich nicht wohl hier gefühlt. Selbst nach einem ausgiebigen Rundgang durch die Strassen konnte ich Ipoh nix abgewinnen. Alles ist sehr verfallen, der angepriesene Park so gar nicht ansprechend, mindestens 60-70% aller Geschäfte, Restaurants etc. sind geschlossen. Also wer ein Faible für Rollläden hat, ist in Ipoh genau richtig. Hier verschlägt es auch scheinbar kaum einen Touristen hin, was den Vorteil hatte, dass das 22-Betten Zimmer so gut wie leer war. 

Da die Unterkunft, die ich mir für den nächsten Ort ausgesucht hatte (kein dorm, sondern ein Bungalow für mich alleine), erst in drei Tagen verfügbar war, harrte ich aus und nutzte die Zeit und den im Hostel vorhandenen PC (ist das toll, mal wieder auf ner richtigen Tastatur rumzutippen) zum Blogschreiben und fürs Recherchieren, u.a. für die Zeit nach Asien...

Morgen geht's aber endlich weiter und zwar an den Strand, ich kann einfach nicht (mehr) ohne.



Die Bilder sind wie immer in Reihenfolge der besuchten Orte. 

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